Pillenprozess: Die späten Tränen des K.S.

Plädoyers: Staatsanwaltschaft fordert fünf Jahre Haft. Angeklagter entschuldigt sich.

Wuppertal. Am Ende des gestrigen Plädoyer-Tages verlor der junge Mann auf der Anklagebank im Saal 147 des alten Landgerichts seine Fassung. "Ich will mich aufrichtig entschuldigen", sagte der 23 Jahre alte K.S. unter Tränen. Es war die erste sichtbare Gefühlsregung des jungen Mannes seit Prozessbeginn am 15. Dezember 2006.

Laut Anklage hat K.S., der einst als Party-Veranstalter in Wuppertal und Düsseldorf für Furore sorgte, monatelang per Internet verschreibungspflichtige Medikamente an Lebensmüde verkauft. Sechs Menschen starben. K.S. hat schon zu Beginn des Prozesses ein Geständnis abgelegt. Das wirkt sich strafmildernd aus. Die Staatsanwaltschaft will den Abiturienten trotzdem immer noch für fünf Jahre im Gefängnis sehen.

Für Staatsanwältin Liane Brosch ist der Fall klar: Sie listete minutiös die Todesfälle und die Spätschäden der Überlebendenden auf. Sie katalogisierte unerbittlich, wie sich K.S. online wahlweise als Apotheker, Medizinstudent oder Lebensmüder darstellte. Laut Brosch nur, um glaubwürdig zu sein und so seine Pillen-Geschäfte abwickeln zu können. Laut Anklage hat der junge Mann in wenigen Monaten für 1500 Tabletten mehr als 7000 Euro kassiert.

Für die Staatsanwaltschaft steht fest, dass der Wuppertaler dabei kühl und geschäftsmäßig vorging. Dass er versuchte, seine Spuren zu verwischen, dass er berechnend seinen Kunden Einnahmeempfehlungen mitgab, samt passender Örtlichkeiten, wo man nicht rechtzeitig gefunden werden kann.

Und K.S.? Der Druck auf den 23-Jährigen nimmt zu. Er habe monatelang über die sechs Toten nachgedacht, sagte er gestern. Sein Handeln sei nicht richtig gewesen. Eine Nacht liegt noch vor ihm. Dann wird das Landgericht das Urteil in diesem bislang einmaligen Fall verkünden.

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