Picobello-Tag: „Die Leute haben ordentlich gesammelt“

Schulklassen, Vereine, Chöre und auch „nur“ Normalbürger räumten erneut den Dreck in ihrer Stadt auf.

Wuppertal. "Eh, also - ja. Na ja, eigentlich nein." Versonnen bis ratlos betrachtet Juliane Breher am Samstag das Trio aus zwei Damen und einem Elefanten, das mit Straßenbesen durch die Elberfelder City fegt. "Picobello?", staunt die Besucherin aus Mülheim nicht schlecht und lässt sich die Aktion erklären: 6000 freiwillige Helfer bringen die Stadt auf Vordermann, sammeln Unrat, den ihre ungehobelten Mitbürger auf Wegen und in Rabatten deponiert haben. Die Dame kann es dennoch nicht fassen. Von Sauberkeit habe sie nicht viel entdecken können in Wuppertal. Auch die Putzkräfte seien ihr nicht aufgefallen. Diese Position vermögen auch Eingeweihte schwerlich zu entkräften. "Das hier ist eher eine symbolische Aktion", erläutert Gudrun Abeler, die im Namen der IG 1 den Straßenbesen in die Hand genommen hat. Während ihr Mitstreiter im Elefantenkostüm ungeduldig voranfegt, argwöhnt sie, dass es keine gute Idee war, den Putztag in den bergischen Städteverbund zu verlegen. Der gute Wille werde bei solcher Streuung letztlich nicht so intensiv wahrgenommen. Dann wird es ihr kalt und sie schiebt mit ihrem Besen hinter dem Elefanten her. Waren die Oberbürgermeister der drei Städte pünktlich um 10 Uhr am Brückenpark ins Wasser gestiegen, um putzpolitischen Schulterschluss zu demonstrieren, so vollbrachten ihre Picobello-Helfer am Islandufer eine gute Tat: Das ausladende Stück Bauzaun, das seit Wochen am Wuppergrund ruhte, wird endlich geborgen. Friedrich Nick vom Eigenbetrieb Straßenreinigung (ESW) hievt das sperrige Teil in seinen Müllwagen und zieht eine erste Bilanz: "Die Leute haben ordentlich was gesammelt. Enorm, was allein die Schulklassen gestern schon aufgelesen haben. Wir können zufrieden sein." Während Nick sich noch um ein durchtränktes Kirmesplakat und einen kapitalen Gitterrost kümmert, stellen sich Fragen ein. Dieser Bauzaun war nicht zu übersehen, weder von den Bauarbeitern noch von den Angestellten der ESW. Warum also muss erst ein Picobello-Tag her, bis der unansehnliche Fremdkörper aus dem Wasser gefischt wird? Die Antwort liegt nahe: Der Müll in Wuppertal überrollt die Profis vom ESW, ein elendes Trauerspiel, in dem sich die Haltung der Bürger zu ihrer Stadt niederschlägt. Und leider bleibt in diesem Jahr auch die Signalwirkung auf der Strecke. Im Unterschied zu 2007, als das Wupperufer eine Grundreinigung erfuhr und ein sichtbares Zeichen setzte, erweist sich Picobello 2008 als Ziehharmonika-Putz, der hier und da im Verborgenen wuselt. Am Platz der Republik ist es alles andere als putzmunter. Noch einmal Friedrich Nick: "Die Resonanz ist sehr gut, das können wir bestätigen. Aber man sieht das nicht, weil in diesem Jahr der Wupperputz nicht dabei ist." Ausgenommen sind die Wupperufer laut Auskunft der Stadt, "weil die Brutzeit im April bereits begonnen hat".

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort