Pflege: Verbände fordern mehr Zeit für Patienten

Wohlfahrtsverbände verlangen eine höhere Vergütung der Pflegeleistungen durch die Krankenkassen.

Wuppertal. Zwölf Minuten. „So viel Zeit hat eine Mitarbeiterin in der ambulanten Pflege für das Setzen einer Insulinspritze und einen Verbandswechsel — inklusive Anfahrt und Schreibarbeiten“, sagt Dr. Christoph Humburg, Caritasdirektor und Vorsitzender der Arbeitsgemeinschaft der Freien Wohlfahrtspflege in Wuppertal (AGFW).

Sie beteiligt sich an der landesweiten Initiative „Hilfe! Mehr Zeit für Pflege!“, mit der auf die Situation in der häuslichen Krankenpflege aufmerksam gemacht werden soll. „Die Qualität der ambulanten Pflege ist bedroht“, kritisiert die AGFW: Pflegekräfte könnten sich für ihre Patienten kaum mehr die eigentlich notwendige Zeit nehmen und müssten auf einer vierstündigen Pflegedienst-Tour nicht selten 16 und mehr Menschen versorgen.

Die NRW-Wohlfahrtsverbände und die ihnen angeschlossenen rund 930 Pflegedienste setzen sich nun für bessere Bedingungen und vor allem für mehr Zeit für die Patienten ein.

Sie fordern von den Krankenkassen eine „angemessene Vergütung der Pflegeleistungen“. Die ist nach ihrer Einschätzung vor dem Hintergrund von Kostensteigerungen in Höhe von mehr als 20 Prozent in den vergangenen zehn Jahren nicht ausreichend: Im gleichen Zeitraum seien die Vergütungen seitens der Krankenkassen um gerade einmal sieben Prozent gestiegen.

Die Träger fordern von den Krankenkassen daher eine Anhebung der Vergütung um 13 Prozent.

„Wenn die Politik immer betont, dass ambulante Pflege der stationären vorzuziehen ist, dann muss sie auch die entsprechenden Mittel zur Verfügung stellen“, sagt Reinhard Fliege, Geschäftsführer des DRK-Kreisverbandes Wuppertal.

Seit Anfang der Woche und noch bis zum 28. April gibt es auch in Wuppertal Informationen und Unterschriften-Aktionen: „Es geht uns darum, in der Bevölkerung ein Bewusstsein für das Problem zu schaffen“, sagt Dieter Hanke, Vorsitzender des Evangelischen Verbandes für Altenarbeit Rheinland-Westfalen-Lippe. Ohne angemessene Vergütung der Pflege sei die Qualität der Betreuung nicht sicherzustellen.

Die Folgen für die immer älter werdende Gesellschaft seien fatal, wenn keine „menschenwürdige Pflege mehr geleistet werden kann“, warnt Horst Bürgener, Geschäftsführer der Dr. Heinrich Feuchter-Stiftung. Jetzt müsse gegengesteuert werden, sagt Dr. Christoph Humburg: „Denn im Mittelpunkt steht doch die Frage: Was sind uns alte Menschen in der Gesellschaft künftig wert?“

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