Wuppertal Per Sprengstoff aus dem Gefängnis

Arcangelo Maglio wurde 1980 aus dem Gefängnis Bendahl befreit - mit Dynamit.

Wuppertal: Per Sprengstoff aus dem Gefängnis
Foto: Westerholz

Wuppertal. Im Westdeutschland der späten 70er- und frühen 80er-Jahre herrschten teils mafiöse Strukturen. Der Spiegel schrieb noch 1980 von „Raub und Mord auf Bestellung“, von „Leichenteilen mit Marterspuren in einem Stausee und Erpressung von „Schutzgebühren bei Wirten“ — und als Höhepunkte von einer spektakulären Befreiung eines Mafioso aus einem Gefängnis in Wuppertal.

Das Gefängnis Bendahl, beinahe direkt neben der Wicküler-Brauerei und gegenüber dem Landgericht gelegen, hieß damals im Volksmund Bad Bendahlo — eben wegen der Mafiosi.

Es war der 13. April 1980 als es Bendahl in die Schlagzeilen schaffte. Nach dem Gottesdienst in der fensterlosen Kapelle gingen 49 Häftlinge durch den Hof, als eine der Stahltüren fast 20 Meter weit ins Gras hinein geschleudert wurde — sie wurde aufgespengt. Fünf Männer konnten damals fliehen — unter anderem der Italiener Arcangelo Maglio, genannt „Erzengel“. Draußen wartete Giorgio Basile, „Engelsgesicht“ genannt, in einem Alfa Romeo und fuhr ihn und zwei andere Häftlinge davon. Maglio saß damals laut Spiegel in Untersuchungshaft, weil er von einem Landschaftsgärtner in Radevormwald 150 000 DM Schutzgeld erpresst haben soll. In Wuppertal betrieb er ein Restaurant und ein Café.

Von ihm war danach nichts mehr zu hören. Sein Fluchthelfer Giorgio Basile soll später Mafia-Killer gewesen sein. Er entging einer Haftstrafe, indem er als Kronzeuge aussagte und lebt seitdem im Zeugenschutzprogramm. Seine Geschichte sollte mit Moritz Bleibtreu verfilmt werden — was groß angekündigt wurde, aber nicht zustande kam.

Das Gefängnis Bendahl sollte übrigens sowieso geräumt werden. Der Umzug aller Gefangenen in die neue JVA Simonshöfchen war für den Tag nach dem Ausbruch geplant.

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