Wuppertal Passantenzahlen: Die Poststraße muss sich im Vergleich nicht verstecken

Wuppertal · Ein Unternehmen stellt die Frequenz von 1a-Lagen in ganz Deutschland fest — und Wuppertal kommt gut weg.

Passantenzahlen: Die Poststraße muss sich im Vergleich nicht verstecken
Foto: WZ/klxm

Was die Passantenfrequenz angeht, muss sich die Poststraße in Elberfeld im deutschlandweiten Ranking nicht verstecken. Das zeigen die Zahlen der hystreet.com GmbH für mehr als 88 1a-Geschäftslagen von Hamburg bis München. Demnach wurden in der Wuppertaler Fußgängerzone im Juli bislang 679 557 Passanten gezählt. Im Vergleich dazu kam die Schadowstraße in Düsseldorf im westlichen Bereich auf 828 586, im östlichen Bereich auf 717 695. Die Ludgeristraße Münster verzeichnete im gleichen Zeitraum 646 577, die Hochstraße (Mitte) in Krefeld 444 879 Fußgänger. Natürlich gibt es auch Städte, mit denen Wuppertal nicht mithalten kann — allein Köln wartet mit fünf deutlich besser besuchten Standorten auf. Doch fest steht: Über mangelnden Betrieb dürften die Wuppertaler Einzelhändler eigentlich nicht klagen.

„Die Zahlen haben uns positiv überrascht“, sagt Nicolai Espenschied, Geschäftsführer der Immobilien- und Standortgemeinschaft Poststraße/Alte Freiheit. Wenngleich sie eigentlich auch eine Bestätigung seien. Denn dass das Potenzial vorhanden sei, habe die ISG immer schon betont. Doch Passanten sind nicht immer gleich Kunden. Das mache auch die Schwierigkeit eines Vergleichs mit anderen Städten aus.

„Es sind Rohdaten“, betont Julian Aengenvoort von hystreet.com. Die Aachener Grundvermögen Kapitalverwaltungsgesellschaft, die hinter dem Start-up aus Köln stehe, besitze Immobilien in 1a-Lagen in praktisch allen großen Städten in Deutschland. Passantenzähler gebe es aktuell an 88 Standorten. Mitte 2018 habe man angefangen, so Aengenvoort, „Ende dieses Jahres wollen wir bei 130 sein.“ Technische Fehler seien praktisch auszuschließen, aber das Gerät zähle eben „nur“. Faktoren wie das Wetter — „ein ganz wichtiger Punkt“ — würden nicht erfasst, ebenso wenig, ob es an dem Tag vielleicht Veranstaltungen gab. Neu sei aber, dass diese Daten jeden Tag rund um die Uhr erhoben werden und so den Händlern vor Ort und den Städten Material lieferten.

Die Zahlen sind wichtige Kerninformationen

Wuppertal ist ganz frisch seit Mitte Juni bei der Zählung dabei. Wo genau das Gerät steht, wolle er nicht verraten. Es sei aber der südliche Bereich der Poststraße, so Aengenvoort. Aufgrund der recht kurzen Dauer, „fehlt natürlich noch die Historie“, erklärt der 35-Jährige. Deutlich werde aber: „Es sind viele, die in Wuppertal unterwegs sind.“ Warum und wieso, ob als Kunden, Schaufenstergucker oder einfach Passanten, die durch die Fußgängerzone laufen mit einem ganz anderen Ziel, zum Beispiel den Bahnhof, könne man anhand der Zahlen nicht sagen. „Aber sie schaffen eine Grundlage.“ In Bamberg zum Beispiel, weiß er, habe die Aktion „Bamberg zaubert“ der Innenstadt doppelt so viele Besucher gebracht wie an einem normalen Samstag. Der Einzelhandel bekomme neue Erkenntnisse.

Das sieht auch Espenschied so, der sich die Zahlen täglich zu Gemüte führt. Zum Beispiel könne man mit Ladenbetreibern im Bereich des Zählers sprechen und deren eigene Kundenzählung als Vergleich nehmen. Wie viele der Leute, die dort unterwegs sind, gehen auch in den Laden? Oder mit Hilfe des W-Lan, das die ISG in der Fußgängerzone einrichten will, vielleicht auch Muster aufstellen, wie die Ströme an Menschen sich bewegen.

Dass viele Faktoren zu beachten seien, gibt Marco Trienes von der Wirtschaftsförderung zu bedenken. Vor allem, wenn mit anderen Städten verglichen wird. „Die Frequenz kann man nicht eins zu eins übersetzen.“ Es gehe darum, sie „bestmöglich zu nutzen für den Einzelhandel und die Gastronomie in diesem Bereich“. Die Zahlen seien wichtige Kerninformationen. Etwa, um Events in der City zu planen und als Argumentation für verkaufsoffene Sonntage. Ein Ideal: „Für die Elberfelder City müsste man wie in einem Shoppingcenter Rundläufe organisieren.“ Das sei im Elberfelder Zentrum mit seinem Quartierscharakter und dem Luisenviertel nebenan einfacher als in Barmen mit seiner eher begrenzten Fußgängerzone.

Dass die Zahlen hoch seien, bestätige den Trend, sagen sowohl Trienes als auch Matthias Zenker von der IG 1, die die Einzelhändler in der Wuppertaler City vertritt. „Seit der Öffnung des Döppersbergs hat die Frequenz zugenommen.“ Insgesamt sei die Entwicklung positiv, ist Zenker überzeugt.

Die ISG Poststraße sieht aber noch deutlichen Handlungsbedarf. „Belebt“ heißt nicht auch gleich „beliebt“ hatte Espenschied schon bei seiner Vorstellung vor einigen Monaten erklärt. Die ISG arbeite an einem Konzept, den Mix wieder attraktiver zu machen — damit aus Passanten auch Kunden werden.

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