Ottfried Fischer - Geniestreiche eines Gezeichneten

Wuppertal. Er ist ein Wolf im Schafspelz bayerischer Gemütlichkeit. Wenn Ottfried Fischer mit stoischer Unschuldsmiene die besser stabil gebaute Bühne ausfüllt, sollte sich niemand auf weißblaue Bierseligkeit einstellen.

Vor dem kabarettistischen Schwergewicht ist niemand sicher - auch nicht er selbst. Zwei Stunden lang gab Fischer in der Vohwinkeler Hako Arena scharfzüngige Einblicke in niederbayerische Befindlichkeiten und gesamtdeutsche Absurditäten.

Dabei begeisterte und irritierte er gleichermaßen. Von seiner Parkinsonschen Krankheit und einem gerade überstandenen Rotlicht-Skandalprozess gezeichnet, machte es der Künstler seinem Publikum nicht immer leicht. Sich verhaspelnd in Salven von Wortkaskaden, teilweise bis zur Unverständlichkeit nuschelnd und die Lesepassagen des eigenen Buches erst mühsam im Inhaltsverzeichnis suchend, strapazierte der Bayer mitunter den Geduldsfaden der Zuschauer.

Andererseits blitzt auch immer wieder die Genialität des Schauspielers und Vorzeige-Kabarettisten auf, der es mit Serien wie "Der Bulle von Tölz" oder "Pfarrer Braun" zu immenser Popularität gebracht hat.Als bayerischer "Grantler", philosophischer Deuter der Volksmusik und Meister zahlloser Dialekte ist Fischer eine Klasse für sich. "Maß halten, bis es nimmer geht", lautet seine doppelbödige Devise. Gerade am Ende des Programms lief der 56-Jährige zur Hochform auf - etwa bei der Frage, warum denn die Wuppertaler so lange auf einen wie ihn warten mussten. Die süffisante Erklärung Fischers: In einer Stadt, wo Elefanten aus schwebenden Zügen fallen, müsse einer wie er eben vorsichtig sein. ebi

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