Original-Schwebebahnteile: Aus Kunst wird Diebesgut

Platten und Streben der Station Völklinger Straße wurden in Wichlinghausen Beute von Metalldieben.

Wuppertal. Ein Stück Vergänglichkeit wollte der Wuppertaler Fotograf und Künstler Henning Müller-Hainbach mit Originalteilen der Schwebebahnstation Völklinger Straße dokumentieren. Doch die Erfahrung der Vergänglichkeit der Dinge ereilte den Künstler kurz vor Weihnachten selbst, denn die Original-Schwebebahnteile wurden vermutlich am 4. Adventwochenende aus dem Kellergeschoss eines Gewerbegebäudes in Wichlinghausen gestohlen.

Henning Müller-Hainbach ist über den Verlust entsetzt, denn die Objekte haben einen hohen ideellen Wert. Er habe die Originalteile von den Wuppertaler Stadtwerken nur deshalb erhalten, weil er sie für sein künstlerisches Fotoprojekt „Tempus fugit“ verwenden wollte. Es handelt sich um sechs Teile, die insgesamt etwa 400 bis 500 Kilo schwer sind und eine Größe bis zu 1,20 mal zwei Meter aufweisen. „Es ist völlig ausgeschlossen, dass es sich um einen Einzeltäter handelt. Da muss eine Gruppe am Werk gewesen sein, die mit einem Transporter vorgefahren ist“, sagt Müller-Hainbach. Er hat den Diebstahl bei der Polizei angezeigt und hofft nun auf Hinweise von Zeugen zum Verbleib des Diebesgutes.

Möglicherweise waren es organisierte Metalldiebe, die beim Durchstöbern des Gewerbegebäudes einen Zufallstreffer gelandet haben. Im selben Gebäudeteil ist auch eine Firma ansässig, die Außen-Werbeanlagen aus Aluminium und Edelstahl baut und auch schon Opfer von Metalldieben wurde. Was Müller-Haibach stutzen lässt: In diesem Fall ließen die Diebe große Edelstahlplatten stehen.

„Es könnte sein, dass sich da jemand gezielt bediente, der es auf alte Schwebebahnteile abgesehen hat“, sagt Henning Müller-Hainbach. Beim Abbau der Schwebebahnstation Völklinger Straße Ende Oktober seien viele „Jäger und Sammler“ unterwegs gewesen, die sich Schwebebahnteile als Souvenir gewünscht hätten. Doch die habe es nur bei vorheriger Genehmigung durch die WSW gegeben. „Da über meine Kunstaktion in der WZ berichtet wurde, besteht theoretisch die Möglichkeit, dass jemand über meinen Namen auch den Lagerort der Teile herausgefunden hat.“

Die von ihm gewünschten Platten und Verstrebungen waren mit großem Aufwand beim Abbruch der Station aus dem Gerüst herausgetrennt worden. „Das war eine ansprechende logistische Aufgabe, bei der auch das Abbruchunternehmen hervorragend kooperiert hat“, sagt der Künstler. Nun bleibt ihm nur die Hoffnung, dass jemand das Diebesgut zufällig entdeckt. Sollten allerdings Metalldiebe am Werk gewesen sein, dann dürfte das Stück Vergänglichkeit längst eingeschmolzen und damit endgültig Vergangenheit sein.

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