Oper im Kino: Tannhäuser singt vor leeren Sesseln

Wenig Resonanz auf die Live-Übertragung von den Bayreuther Festspielen.

Oper im Kino: Tannhäuser singt vor leeren Sesseln
Foto: Bayreuther Festspiele/Enrico Nawrath

Wuppertal. Alexandra und Helga Romanowski sind überzeugte Klassikfans. Doch eine Fahrt zu den Bayreuther Festspielen war ihnen dann doch zu weit, zu teuer und wegen der knappen Karten zu langwierig. Verzichten müssen sie auf eine Wagner-Oper trotzdem nicht. Am gestrigen Dienstag wurde erstmals eine Vorstellung vom Festspielhügel live übertragen; im Cinemaxx war die Oper „Tannhäuser und der Sängerkrieg auf Wartburg“ in der Inszenierung von Regisseur Sebastian Baumgarten zu sehen.

„Die Kritiken sind nicht so gut, aber wir schauen uns das mal an“, sagt Helga Romanowski. Seit zwei Jahren geht sie mit ihrer Tochter zu Live-Übertragungen kultureller Veranstaltungen im Kino. „Man ist mit der Kamera ganz nah dran. Fast näher, als wenn man selbst da wäre“, schwärmt Alexandra Romanowski. Vor allem die Übertragungen aus der Metropolitan Opera (Met) in New York haben es den beiden angetan.

Das Kino zeigt regelmäßig Übertragungen von Sportevents, Konzerten, Opern- und Ballettaufführungen. „Wir verzeichnen insgesamt stetig wachsende Besucherzahlen. Zudem gelingt es uns, neue Zielgruppen für das Cinemaxx zu begeistern“, sagt Sprecherin Maja Nevestic.

Die Begeisterung für die Tannhäuser-Übertragung hielt sich jedoch in Grenzen. Nur gut ein Zehntel der 301 Karten wurde verkauft. „Das liegt wahrscheinlich am Wochentag. Ich musste mir auch frei nehmen“, sagt Alexandra Romanowski.

Die Wuppertaler Holger Wenke und Christoph Kloss freuen sich trotz der geringen Resonanz auf die Aufführung. „Der Tannhäuser ist ja kein Parsifal. Das ist Arbeit“, sagt Wenke und lacht. Im Kino sehen sie sich zum zweiten Mal eine Oper an. „Es ist anders, aber ein Erlebnis. In Bayreuth gibt es nur so harte Klappstühle. Die Sessel hier sind klasse“, sagt Wenke. Das Erlebnis hat seinen Preis: 29 Euro kostet die Kinokarte für die Oper. Vor der Aufführung und während der beiden Pausen gibt es ein Programm mit Interviews für die zugeschalteten Kinos.

Fast sechs Stunden dauert die Vorstellung. Dass Holger Wenke und Christoph Kloss bis nach 21 Uhr im Kino sitzen, stört sie nicht: „Dazwischen sind ja zwei Stunden Pause, die kann man überbrücken.“

Als nächste Live-Übertragung zeigt das Cinemaxx am 11. Oktober Verdis „Macbeth“ aus der Met.

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