On-Demand-Verkehr Hellblaue „London Cabs“ als Ergänzung zum Wuppertaler ÖPNV

Wuppertal · Berlin, Duisburg und Oberhausen sind schon dran, jetzt zieht Wuppertal nach und führt am 29. Oktober ein Pilotprojekt zum On-Demand-Verkehr ein. Sechs elektrisch angetriebene London Taxis, sogenannte „WSW Cabs“, werden in Uellendahl-Katernberg, Elberfeld und Elberfeld West auf Anfrage Personen von A nach B kutschieren.

Thomas Lämmer-Gamp, Ulrich Jaeger und Valerie von der Tann zeigen die Autos, die per App bestellt werden können.

Thomas Lämmer-Gamp, Ulrich Jaeger und Valerie von der Tann zeigen die Autos, die per App bestellt werden können.

Foto: Fries, Stefan (fri)

„In den Bezirken zählen wir über 12 000 WSW-Abonnenten, also Dauerkunden unseres ÖPNV-Angebots“, kommentiert WSW-Geschäftsführer Ulrich Jaeger die Wahl des Testgebiets.

Insgesamt 4 000 feste Punkte werden von den „WSW Cabs“ angefahren. Die Buchung und Bezahlung läuft ausschließlich digital über die „Hol mich! App“. Nach der Buchung wirft die App Fahrtzeit und Fahrpreis aus, bezahlt wird via Paypal oder Kreditkarte. Gehen weitere Buchungen auf der Strecke ein, werden unterwegs zusätzliche Mitfahrer eingesammelt.

Bis zu sechs Wuppertaler finden in den hellblauen London Taxis Platz, jeweils zu dritt sitzen sie sich gegenüber. Zum Start des Projekts werden aufgrund der aktuellen Corona-Beschränkungen allerdings vorerst nur drei Personen pro Fahrt befördert. Um auch mobil eingeschränkte Wuppertaler transportieren zu können, verfügt jedes „WSW Cab“ über eine Rollstuhlrampe. Unterwegs sind die hellblauen London Taxis von montags bis donnerstags von 6 bis 22 Uhr, freitags und samstags von 6 bis 3 Uhr und sonntags von 8 bis 22 Uhr.

Fahrpreis wird nach Luftlinie berechnet

„Will man von A nach B, mit dem Bus geht es aber nur über C, ist On-Demand die optimale Lösung“, bringt Jaeger die Zielsetzung des Angebots auf den Punkt. Aus genehmigungspflichtigen Gründen geht die Fahrt zwar nicht von Tür zu Tür, bei 4 000 Haltestellen allein im Pilottestgebiet wird aber niemand weit laufen müssen.

Der Fahrpreis wird nach Luftlinie berechnet. Zwei Kilometer Strecke, das entspricht in etwa der Entfernung vom Luisenviertel bis zum Campus Grifflenberg, kosten den Kunden 5,15 Euro, für vier Kilometer Strecke werden 7,10 Euro berechnet. Wer bereits über ein WSW-Abo verfügt, zahlt weniger. Kunden mit Abo-Ticket bezahlen für eine Strecke von zwei Kilometern 3,86 Euro, für vier Kilometer 5,33 Euro. Für jeden weiteren Fahrgast sinkt der Kilometerpreis, die Mitfahrer fünf und sechs fahren kostenfrei, sofern alle Mitfahrer als geschlossene Gruppe einsteigen. Zur Erinnerung: Aktuell sind nur drei Fahrgäste in einem „WSW Cab“ erlaubt.

Und was sagen die Wuppertaler Taxifahrer zu dem WSW On-Demand-Projekt? „Wir befinden uns im engen Austausch mit der Wuppertaler Taxizentrale“, erklärt Ulrich Jaeger beschwichtigend. Läuft das Projekt erfolgreich an, wird überlegt, wie die Taxizentrale zukünftig in das Angebot miteinbezogen werden kann. „Außerdem“, ergänzt der WSW-Geschäftsführer, „stehen wir in keiner direkten Konkurrenz. Taxis sind nach wie vor exklusiver, bringen die Gäste von Tür zu Tür, ohne weitere Mitfahrer aufzunehmen. Die Zielgruppe ist eine ganz andere.“

Als Projektpartner stehen den WSW unter anderem die Firma ViaVan zur Seite, Entwickler der Software der „Hol mich! App“. ViaVan ist führender Anbieter für On-Demand-ÖPNV-Lösungen und in Wuppertal zusätzlich für die Flotten-Fahrer verantwortlich. Eingestellt werden 15 Vollzeit- und 15 Teilzeitkräfte. „Aktuell suchen wir noch Fahrer“, wirbt ViaVan-Geschäftsführerin Valerie von der Tann. Einzige Voraussetzung: ein Personenbeförderungsschein und ein freundliches Gemüt. Weitere Schulungen werden von ViaVan organisiert. Bis Ende 2021 werden die Stadtwerke testen, ob sie mit ihrem On-Demand-Angebot Kundengruppen erreichen, die sie mit dem bisherigen ÖPNV-Angebot nicht ansprechen, sozusagen als Lösung für Quartiere, die nur unzureichend an den Busverkehr angebunden sind.

„Das System funktioniert allerdings nur, wenn wir pro Fahrt im Schnitt nicht einen, sondern im besten Falle 1,8 Fahrgäste transportieren“, blickt Jaeger auf die Testphase. Kein Taxi also, sondern eine Ergänzung zum ÖPNV.

Bevor es am 29. Oktober los geht, werden alle „WSW Cabs“ mit Wlan ausgestattet. In den Innenräumen befinden sich zudem noch Sicherheitshinweise in englischer Sprache, die ausgetauscht werden müssen - die „Cabs“ kommen schließlich original aus London. 

Ein kleines Highlight während der Fahrt: das Panorama-Fenster im Dach der Taxis, das einen Blick in den Himmel ermöglicht.

Die „Hol mich! App“ ist erst ab Mitte Oktober im Google Play oder Apple App Store verfügbar.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort