Olympia-Aus: Schrade nicht für Rio nominiert

Beim CHIO überzeugt der Sprockhöveler Vielseitigkeitsreiter mit Hop and Skip. Doch der Bundestrainer nominiert den 38-Jährigen nicht für die Spiele.

Olympia-Aus: Schrade nicht für Rio nominiert
Foto: dpa

Haßlinghausen/Aachen. Der Jubel von den Tribünen hallt noch hinter ihm her, als Dirk Schrade im Galopp den Ausgang passiert, Hop and Skip durchpariert und im Schatten des großen Stadions der Aachener Soers aus dem Sattel springt. Lobend klopft er Hop and Skip den verschwitzten Hals. Er wirkt locker und sichtlich zufrieden mit der eigenen Leistung. Lächelnd schreibt er Autogramme und posiert für ein Foto mit Fans. „Die Geländestrecke heute war ein Traum. Da hat er seine ganze Klasse ausgespielt und das Publikum hat uns toll angefeuert“, berichtet der 38-Jährige mit leuchtenden Augen. Der Mannschafts-Olympiasieger, Welt- und Europameister und seinen 17 Jahre alten Wallach Hop and Skip sind beim CHIO in Aachen nicht nur für ein gutes Teamergebnis am Start, es geht gleichzeitig um ein Flugticket nach Rio de Janeiro. Doch die deutsche Mannschaft hebt diesmal ohne ihn ab. Das gibt Bundestrainer Hans Melzer einen Tag später bekannt.

Olympia-Aus: Schrade nicht für Rio nominiert
Foto: Dominique Schroller

„Bei den Olympischen Spielen werden Sandra Auffahrt, Michael Jung, Ingrid Klimke und Andreas Ostholt Deutschland vertreten. Als Reserve-reiter fliegt Julia Krajewski mit nach Rio“, verkündet Hans Melzer am Sonntagmorgen in Aachen. Es ist ihm anzusehen, wie schwer ihm die Nominierung gefallen ist. „Wir haben sieben Top-Reiter und ich bin froh, so eine starke Truppe zu haben. Natürlich ist es nicht leicht, jemandem wie Dirk Schrade sagen zu müssen, dass er als zweite Reserve nicht mit dabei ist.“

Die Enttäuschung bei dem 38-Jährigen ist entsprechend groß. „Doch ich muss das sportlich nehmen und nach vorne schauen. Es gibt immer Höhen und Tiefen.“ Der Sprockhöveler hatte vor seinem Start beim größten Turnier der Welt versucht, den Druck abzuschütteln. Auf seinem Gesicht spiegeln sich Konzentration und Entschlossenheit, als er um 11.44 Uhr im Sattel von Hop and Skip auf die Strecke galoppiert.

Die Hufe trommeln über den federnden Boden, das Paar scheint geradezu über den Rasen hinwegzufliegen. Spielend überwinden sie die beiden Hecken und den Oxer aus Baumstämmen. In flüssigem Tempo erreichen sie die kleine Anhöhe mit den zwei Mauerelementen, flankiert von Windmühlen. In zwei Sätzen lassen sie beide hinter sich.

„Die Vorgabe ist mit 6.35 Minuten wie immer sehr knapp bemessen, da muss ich vom Start weg Gas geben“, kommentiert Dirk Schrade sein Zeitmanagement. Eine große Stoppuhr an seinem Handgelenk zeigt ihm unterwegs, ob das Tempo stimmt. Jede Sekunde Überschreitung bedeuten 0,4 Minuspunkte, die mit den Fehlern aus Dressur und Springen ein Gesamtergebnis bilden. Diese beiden Disziplinen hatten Ross und Reiter bereits am Vortag absolviert. „In der Dressur hatten wir ganz ordentliche 47 Minuspunkte, die beiden Fehler am ersten und am letzten Hindernis im Parcours sind ärgerlich. Das ist Hop and Skip bisher noch nie passiert.“

Auf dem Querfeldeinkurs scheint das aber keine Rolle mehr zu spielen. Der athletische Fuchs ist aufmerksam und energiegeladen. Dynamisch hebt er ab und segelt über den Heuwagen und wendet in der Luft bereits zum Schweinerücken. Ohne ein Zögern springt er über das halbrunde Holzhindernis und landet mit den Hufen platschend im Wasser. Kleine Fontänen spritzen rechts und links auf, während er in ungebremstem Galopp auf die beiden Hecken zuhält.

Ein Drittel des insgesamt 3749 Meter langen Kurses hat das Paar hinter sich. Rund 700 Meter pro Minute muss Hop and Skip auf dem Weg ins Ziel zurücklegen und unterwegs 26 Hindernisse mit 35 Sprüngen fehlerfrei überwinden. Jede Verweigerung kostet 20 Minuspunkte.

„Dreimal Wasser ist natürlich eine Klippe“, sagt Dirk Schrade. Nach dem zweiten nimmt er jedoch zunächst bei den beiden schmalen Hecken genau Maß. „Da habe ich etwas Zeit liegen lassen, weil es da bei der Konkurrenz immer wieder Probleme gab.“

Entsprechend fokussiert ist sein Blick beim Taxieren. Die Ohren seines Fuchses sind aufmerksam gespitzt, als er leichtfüßig durch das Gestrüpp springt, sicher landet und im gestreckten Galopp auf das Stadion zuhält. Dirk Schrade hat den Oberkörper flach über den Pferdehals gebeugt, seine Hände mit den Zügeln weit nach vorne geschoben. Jubel brandet auf. Der Beifall begleitet ihn über den Fruchtstand, zum letzten Wasser, über das Fachwerkhaus und das letzte Hindernis ins Ziel. Er verhallt erst, als Dirk Schrade mit Hop and Skip aus dem Stadion galoppiert.

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