Coronavirus ÖPNV: Fahrgastzahlen sinken in einem Monat um 60 Prozent

Wuppertal · Der eingeschränkte Fahrplan sorgt für Verärgerung. Etwa bei Pflegekräften.

 Um Busfahrer vor einer Ansteckung mit dem Coronavirus zu schützen, haben die Stadtwerke Plastiktüren zwischen Fahrerkabine und dem Rest des Fahrzeugs installiert. Außerdem müssen Fahrgäste hinten einsteigen.

Um Busfahrer vor einer Ansteckung mit dem Coronavirus zu schützen, haben die Stadtwerke Plastiktüren zwischen Fahrerkabine und dem Rest des Fahrzeugs installiert. Außerdem müssen Fahrgäste hinten einsteigen.

Foto: dpa/Roberto Pfeil

Die Fahrgastzahlen im ÖPNV sind in Zeiten der Corona-Pandemie drastisch zurückgegangen. WSW-Sprecher Holger Stephan teilte auf Anfrage der WZ mit: „Der Barticketverkauf ist dramatisch um 80 Prozent gesunken. Die Fahrgastzahlen der Schwebebahn haben sich im Schnitt um mehr als 60 Prozent reduziert.“

Bei den Bussen erwarten die WSW ähnliche Zahlen. Abos und Monatstickets laufen noch bis zum Ende des Monats, erst dann seien seriöse Aussagen möglich. Die finanziellen Auswirkungen seinen noch nicht abzusehen, sagt Stephan: „Wir arbeiten intensiv an einer seriösen Einschätzung, unter den derzeitigen Umständen ist das aber noch nicht möglich.“

Kunden kritisieren
die Umstellung des Fahrplans

Vergangenen Donnerstag wurde der gesamte ÖPNV auf den Samstagsfahrplan umgestellt. Viele Kunden übten an der Umstellung Kritik, weil sie zu individuellen Problemen führten.

So etwa bei Bernadette Ricaux, die in der Küche des Helios-Klinikums arbeitet. Sie nimmt normalerweise den Bus der Linie 622 um 4.24 Uhr an der Germanenstraße. Wegen des Fahrplanwechsels sei der erste Bus aber erst um 5.25 Uhr gefahren. Mit der Folge, dass alle, die die vorherigen Busse hätten nehmen wollen, in einem überfüllten Bus gestanden hätten. „Umfallen konnte man nicht“, scherzt Ricaux über die Situation, die sie eigentlich untragbar findet.

Eine ähnliche Beobachtung hat WZ-Leser Wolfgang Schmitz gemacht. Er sagt über die Fahrplan-Umstellung: „Das halte ich wegen des Coronavirus für völlig ungeeignet. Denn dadurch werden die Busse noch voller und die Menschen stehen dicht beieinander, was sich ja leider nicht vermeiden lässt.“

Genau so sieht das auch Bernadette Ricaux. Sie sagt: „Das passt doch nicht.“ Überall müsse man Abstand halten, überall nehme man Rücksicht, aber im Bus müsse man dicht an dicht stehen. Gerade für Menschen, die im Krankenhaus arbeiten, sei das Abstandhalten im Alltag sehr wichtig.

Auch Ariane Stoltzenburg beschwert sich im Namen ihrer Arbeitskollegen im Bethesda-Krankenhaus und -Seniorzentrum. Die Busverbindungen passten einfach nicht mehr zum Schichtdienst der im Moment so dringend benötigten Pflegekräfte. Sie sagt: „Es wäre wunderbar, wenn man unseren Pflegekräften zumindest mit einer besseren Verbindung ein wenig Erleichterung schaffen könnte.“

Vier WSW-Mitarbeiter hinter
der Schutzwand – ist das korrekt?

Die erste Änderung des Samstagsfahrplans trat am Montag in Kraft. Eine Lösung für die Linie 622 war aber nicht dabei. Holger Stephan sagt: „Es hat viele Hinweise unserer Fahrgäste zum Samstagsfahrplan gegeben. Die haben wir aufgegriffen, unsere Beobachtungen hinzugefügt und unser Angebot noch einmal ausgeweitet.“ Ein Blick auf die Änderungen zeigt: Gerade in den frühen Morgenstunden gab es viel Nachbesserungsbedarf.

Ein WZ-Leser, der seinen Namen nicht in der Zeitung lesen möchte, findet auch das Verhalten einzelner WSW-Mitarbeiter verbesserungswürdig. Er beobachtete eine Situation, in der sich drei Kollegen hinter der Plastikschutzwand zum Fahrer stellten und sich damit vier Personen einen sehr engen Raum teilten. Ein Foto davon liegt der WZ vor.

WSW-Sprecher Holger Stephan sieht allerdings kein Fehlverhalten seiner Kollegen: „Grundsätzlich liegt es bei unserem Personal, ob es sich im abgesperrten Bereich beim Fahrerplatz oder im Fahrgastraum sicherer vor einer möglichen Ansteckung fühlt. Die Kollegen haben sich daher im Grundsatz korrekt verhalten, wenn wir unseren Mitarbeitern auch empfehlen, entsprechend den räumlichen Verhältnissen die Abstandsregel einzuhalten.“

Kunden von Abo-Tickets bieten die WSW eine neue Kulanzregelung an. So ist es derzeit möglich, sein Ticket einfach pausieren zu lassen. Langjährige Kunden mit einer Zeitkarte sollen sich für die Pausenregelung an die WSW mobil-Hotline wenden: 0202/569 52 52. Der Preis wird allerdings weiterhin wie gewohnt vom Konto abgebucht. Eine Erstattung erfolgt erst im Anschluss an die Abo-Pause für einen Zeitraum, den der Kunde selbst bestimmen muss. Für Kunden, die ihr Aboticket noch kein Jahr haben, ist bis auf weiteres die zwölfmonatige Vertragsdauer aufgehoben.

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