Nordbahntrasse Bio-Gemüse an der Nordbahntrasse

An der Radstrecke wird künftig Gemüse verkauft. Carsten Gerhardt hofft, dass das die Initialzündung für ähnliche Projekte ist.

 Landwirt Henrik Wohlfahrt aus Hattingen, hier mit Sohn Elmar, will an der Nordbahntrasse Gemüse verkaufen.

Landwirt Henrik Wohlfahrt aus Hattingen, hier mit Sohn Elmar, will an der Nordbahntrasse Gemüse verkaufen.

Foto: Fries, Stefan (fri)

Die Nordbahntrasse ist bisher vor allem ein Rad- und Fußweg, an dem es auch Gastronomie gibt. Verkauft wird abseits davon eher nicht. Am Mirker Bahnhof ändert sich das am kommenden Freitag. Dann wird die Trasse an einem kleinen Teil zum Marktplatz.

Henrik Wohlfahrt vom Wünnerhof aus dem Felderbachtal der Elfringhauser Schweiz startet dann einen Gemüseverkauf, jeden Freitag, nachmittags bis zum frühen Abend,

Die Idee stammt vom Verein Utopiastadt. Projektleiter Niklas Brandau sagt, den Plan habe es schon lange gegeben, aber vor drei, vier Jahren sei das Areal dafür noch nicht attraktiv genug gewesen. Jetzt habe man Kontakt zum Wünnerhof bekommen und starte erstmal mit einem Verkaufsstand. Wenn es funktioniert, so Brandau, wolle man das Angebot erweitern. Er kann sich für die kommende Saison vorstellen, auch einen Bio-Bäcker oder einen Kräuterstand einzubinden. Wichtig sei, ein ökologisch und regional erzeugtes Angebot.

Die Trasse soll das Rückgrat
der Entwicklung sein

Für die Trasse, für Utopiastadt und den Wünnerhof ist das der erste Gemüsemarkt. Und vielleicht nicht der letzte, wenn es nach Carsten Gerhardt, dem Vorsitzenden der Wuppertalbewegung, geht. Sie hat die Nordbahntrasse initiiert und weitgehend auch gebaut.

Er sagt, die Wuppertalbewegung, habe die Trasse immer als „infrastrukturelles Rückgrat einer Entwicklung entlang der Trasse“ gesehen – also als Ausgangspunkt weiterer Ideen und Vorhaben im Umkreis des Verkehrsweges. Aber nur unter bestimmten Bedingungen. Denn: „Ansiedlungen müssen zum Charakter der Trasse und dem der Nutzer passen.“

Der Wünnerhof ist im ersten Jahr des Gemüseanbaus und auf dem Weg, Demeter-zertifiziert zu werden. Der Vorlauf dauere vier Jahre, sagt Landwirt Henrik Wohlfahrt. Aktuell sei das Gemüse offiziell noch konventionell angebaut, weil eben die Zertifizierung fehle. Für ihn ist der Stand in Wuppertal deswegen eine gute Chance auf einen ersten regelmäßigen Verkauf.

Für die Trasse und die Mirke ist es die Chance auf eine nachhaltige Einkaufsmöglichkeit. Denn gerade in der Nordstadt fehlt es an Nahversorgern. Für Gerhardt ist das eine gelungene Kombination, von der er sich Vorbildcharakter für andere Quartiere erhofft. „Es wäre schön, wenn sich das erweitert“, sagt er. Heute sei Nachhaltigkeit so ein großes Thema, dass er sich vorstellen könne, das solche Ideen auch abseits von Utopiastadt an der Trasse umgesetzt werden. „Ein Gemüsestand ist noch nicht viel“, schränkt er ein, eine Schwalbe mache keinen Sommer. Aber „wenn das ein Kristallisationspunkt wäre, wäre das schön“. Das sei die richtige Möglichkeit, um den Bedarf der Trassenanlieger- und -nutzer zu decken.

Die Trasse soll nicht zur Einkaufsmeile werden

Gerhardt gibt aber zu bedenken, dass die Wuppertal Bewegung keinen Wildwuchs will. Die Nordbahntrasse „soll nicht der längste Trödel der Welt werden“. Märkte oder Verkaufsflächen an der Nordbahntrasse müssten geordnet entstehen, sowohl örtlich in die Struktur passen wie auch zeitlich: „ein bestimmter Tag, eine bestimmte Stelle, bestimmte Produkte“, sagt Gerhard. Das könne er sich vorstellen.

Dass die Wuppertalbewegung offen ist die Entwicklung der Trasse, zeigte schon die Idee mit Investor Marcel Thomas, Gastro-Container entlang der Strecke zu platzieren. Bisher ist daraus nichts geworden.

Die Stadt gibt sich zurückhaltender, wenn auch grundsätzlich offen, was die Nutzungen am Wegesrand angeht. Stadtsprecherin Martina Eckermann sagt, die Trasse sei „als Verkehrsweg gefördert und soll auch ihren wunderschönen Charakter als ehemalige Bahnstrecke nicht verlieren.“ Es sei daher richtig, dass sich die Angebote auf die ehemaligen Bahnhöfe konzentrierten. Die Nutzer sollten nicht alle paar Meter abgelenkt werden.

Zwar sei der Stand des Bauern auf der Fläche der Utopiastadt ok, aber wenn sich der Markt vergrößere, müsse man aus Sicht der Stadt auch darauf schauen, wie sich das auf die Trasse auswirkt. Generell sei aber gerade am Mirker Bahnhof sogar gewollt, dass lokale Produkte an der Trasse ausgestellt und angeboten werden. „Vom Grundsatz her ist Einiges denkbar, die Trasse sollte nur nicht zur Einkaufsmeile werden.“

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