Nur jeder zehnte Azubi bricht die Lehre ab

In Wuppertal sind die Zahlen der Aussteiger niedriger als beim Bund.

Nur jeder zehnte Azubi bricht die Lehre ab
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Jeder vierte Lehrling bricht aktuell deutschlandweit seine Lehre ab. Diese Erkenntnis lässt sich aus einem Entwurf des Berufsbildungsberichtes 2018 ziehen. Auf Wuppertal allerdings lassen sich diese Zahlen nicht übertragen — zudem seien sie irreführend, sagt Kreishandwerksmeister Arnd Krüger.

Nach seinen Zahlen starten in Wuppertal jährlich rund 400 Azubis ihre Ausbildung. Von ihnen lösen zehn Prozent vorzeitig ihren Arbeitsvertrag auf. „Davon gehen allerdings nur die Hälfte dem Handwerk ganz verloren“, sagt Krüger. Man müsse die Zahlen differenzierter betrachten. Oftmals sei die Auflösung des Ausbildungsvertrages kein „Abbruch der Lehre“, sondern sei lediglich mit Orts- oder Firmenwechsel verbunden.

Das bestätigt auch Ralph Oermann, stellvertretender Leiter des Geschäftsbereich Aus- und Weiterbildung bei der IHK Wuppertal-Solingen-Remscheid. „Ein Abbruch ist nicht immer mit einem Scheitern oder Misserfolg gleichzusetzen“, sagt er und nennt ein klassisches Beispiel: Ein Azubi fängt eine Ausbildung zum Verkäufer an (zwei Jahre) und zeigt dabei größeres Potenzial. Dann sei es üblich, dass dem Lehrling die Ausbildung zum Kaufmann im Einzelhandel (drei Jahre) angeboten wird, zu der auch ein kaufmännischer Teil gehört. „In der Statistik ist das eine Vertragsauflösung“, sagt Oermann.

Ein weiterer Faktor, der die Abbrecher-Statistik verfälscht, habe mit der Entspannung des Marktes zu tun. „Azubis können sich heute mehr als früher die Betriebe aussuchen, in denen sie arbeiten“, schildert der IHK-Mann. Das führe immer wieder dazu, dass Azubis zunächst einen Vertrag unterschreiben, später aber in einen anderen Betrieb wechseln, etwa weil ihnen die Arbeitsbedingungen besser gefallen. Das sei besonders ärgerlich, wenn sich ein Jugendlicher zum Anfang des Ausbildungsjahres noch nicht einmal mehr bei dem Betrieb abmeldet, bei dem er eigentlich zuerst einen Vertrag unterschrieben hatte. „Wir haben Experten, die schaffen es, drei oder vier Verträge gleichzeitig abzuschließen“, berichtet Oermann.

Trotzdem: Auch in Wuppertal bricht jeder zehnte Jugendliche die Ausbildung aus unterschiedlichen Gründen ab. Oftmals, so die Erfahrung von Kreishandwerksmeister Arnd Krüger, schaffen die jungen Leute nicht die Umstellung von Schul- zu Berufsalltag. „Bei uns kann man eben nicht morgens verträumt antreten und erstmal auf die erste Butterbrotpause warten“, sagt Krüger, der es in der Verantwortung der Schulen sieht, die jungen Leute besser auf die Realität in den Betrieben vorzubereiten.

Am ärgerlichsten sind für Ralph Oermann von der IHK Fälle, in denen die Azubis hinschmeißen, weil sie sich etwas ganz anderes unter dem Beruf vorgestellt haben. „Das sind Abbrüche, die sich mit einer guten Berufsorientierung am ehesten vermeiden lassen.“

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