Notstand: In Wuppertal fehlen Gerichtsvollzieher

Von 24 Gerichtsvollziehern in Wuppertal sind derzeit nur 14 im Dienst. Der Landgerichtspräsident spricht von einer „exzessiv hohen Krankheitsquote“.

Wuppertal. Sie sind unter anderem dazu da, um für Gläubiger vor Gericht erstrittene Urteile durchzusetzen, sprich bei zum Zahlen verurteilten Schuldnern Geld oder Wertgegenstände einzutreiben: 24 Gerichtsvollzieher sind in Wuppertal im Dienst — allerdings derzeit lediglich auf dem Papier. Aktuell sind nur 14 Gerichtsvollzieher — als Organ der Rechtspflege gehören sie zur Justiz — in Wuppertal unterwegs. Das entspricht einer Unterdeckung von 40 Prozent, wie Landgerichtspräsident Josef Schulte konstatiert. Als Erklärung nennt Schulte die Kombination aus einer „exzessiv hohen Krankheitsquote“ und dem Durchschnittsalter:. Die Gerichtsvollziehergeneration in Wuppertal ist im Schnitt älter als 50 Jahre alt. Laut Schulte nehmen so zwangsläufig „krankheitsbedingte Ausfälle“ zu.

Zum Vergleich: Laut Schulte ist in der Wuppertaler Richterschaft der Generationswechsel während der vergangenen zehn Jahre gelungen. Bei den Organen der Rechtspflege mache sich jetzt bemerkbar, dass der Nachwuchs fehlt. Um die Ausfälle zu kompensieren, habe man mittlerweile einzelne Straßen in Wuppertal an Gerichtsvollzieher aus den angrenzenden Amtsgerichten abgegeben.

Bekanntermaßen werden Gerichtsvollzieher nicht vom Gericht, sondern von Gläubigern beauftragt, die juristisch erstrittenen Forderungen durchzusetzen. Und seit Anfang dieses Jahres ist ein neues Gesetz zur Zwangsräumung in Kraft. Die Novelle stärkt die Rechte von Vermieten gegen säumige „Mietnomaden“. Die Wohnung kann durch einen Gerichtsvollzieher geräumt werden, ohne dass der Vermieter/Auftraggeber die darin befindlichen Gegenstände — oftmals für viel Geld — entsorgen muss.

Das Gesetz bringt in der Umsetzung allerdings jede Menge logistische Neuerungen mit sich — auch für die Gerichtsvollzieher. Laut Stefan Spätgens, Direktor des Wuppertaler Amtsgerichts, sind potenzielle „Großkunden“ beziehungsweise Nutznießer der Gesetzesnovelle — Sparkassen, Immobiliengesellschaften — gerade dabei, die Neuerungen umzusetzen. Spätgens: „Da kommt ganz sicher noch eine Welle von neuen Anträgen auf die Gerichtsvollzieher zu.“

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