Notstand im Einwohnermeldeamt

Wegen Urlaub und Krankheit muss das Amt mit 16 statt 41 Mitarbeitern auskommen. Zwei Bürgerbüros hatten erneut geschlossen.

Notstand im Einwohnermeldeamt
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Wuppertal. Land unter im Meldeamt: Der Andrang von Anfragen hört auch in den Ferien nicht auf. Gleichzeitig fehlen zahlreiche Mitarbeiter — wegen Urlaub und Krankheit. Am Mittwoch mussten die Bürgerbüros in Cronenberg und Langerfeld wegen Krankheit geschlossen bleiben. Von 47 Teilzeit- und Vollzeitkräften im Meldeamt sind 20 erkrankt und elf im Urlaub. Die Arbeit muss mit 16 Mitarbeitern geleistet werden — weniger als der Hälfte.

Notstand im Einwohnermeldeamt
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Dabei steigt der Bedarf. Jochen Siegfried, Leiter des Bürgeramtes, weiß: „Die Anfrage nach Dokumenten wie Reisepässen, Personalausweisen, vorläufigen Personalausweisen und Kinderreisepässe ist nach wie vor hoch und wird mindestens bis Ende August auch auf diesem Niveau anhalten.“ Nach einem voraussehbaren Zyklus für Anträge auf Personalausweise und Reisepässe sei absehbar, dass die Nachfrage in den nächsten Jahren steigen wird. Dazu kämen die Anmeldungen aus dem Ausland, die sehr zeitintensiv sind.

Wer sich frühzeitig im Internet um einen Termin kümmern möchte, hat derzeit wenig Auswahl. Oft sind nur einige wenige Termine buchbar. Wer einen Termin ergattert hat, kann dafür im Meldeamt auch nach wenigen Minuten sein Anliegen vortragen. Aber wer ohne Termin ins Meldeamt geht, muss lange Wartezeiten in Kauf nehmen. Nach Angaben der Stadt betrug die durchschnittliche Wartezeit im Beantragungsbereich im Juni 81 Minuten, im Abholbereich 32 Minuten. Jochen Siegfried erinnert daran, dass Besucher die Wartezeit nicht im Meldeamt verbringen müssen. Sie können jederzeit online, also auf einem Handy oder Tabletcomputer verfolgen, welche Nummer aufgerufen wird und zum Aufrufen ihrer Nummer wieder zum Meldeamt zu kommen.

„Natürlich haben wir auch eine Ausweitung der Online-Termine geprüft“, erklärt Siegfried. „Allerdings ist das bei der derzeitigen Personalsituation nicht darstellbar.“ Bürger mit eiligen Anliegen passten unter den jetzigen Bedingungen im reinen Termingeschäft kaum noch dazwischen. Zudem steige auch mit jeder Woche Vorlauf in der Terminbuchung die Zahl der Termine, die ohne Absage nicht wahrgenommenen werden. Deshalb bittet er alle Bürger eindringlich darum, nicht mehr benötigte Termin abzusagen.

Wie viele Anfragen pro Tag bearbeitet werden, sei schwer zu beantworten, da das vom Krankenstand und der jeweiligen Art der nachgefragten Dienstleistungen abhänge. Im für die Bürger sichtbaren Bereich — rund 2/3 der anfallenden Arbeiten — seien bis Mitte Juli an einem durchschnittlichen Tag rund 560 Wartemarken bearbeitet worden. Dahinter stünden etwa 800 Menschen. An den langen Donnerstagen steige die Zahl auf etwa 1250 Menschen.

Als Notmaßnahme hatte Oberbürgermeister Andreas Mucke verfügt, dass das Meldeamt auch für Samstage Termine vergibt. „Ohne die sieben geöffneten Samstage bis September im 14-tägigen Rhythmus könnten wir das Kundenaufkommen überhaupt nicht mehr beherrschen“, stellt Siegried fest. Für den letzten Samstag waren 280 Termine ausgegeben, damit wurden rund 360 Bürger bedient. Leider seien 17 ohne Absage nicht erschienen.

Im Gegenzug blieben die Bürgerbüros in den Stadtteilen drei Wochen geschlossen. In der letzten Woche öffneten sie erstmals wieder und erlebten einen großen Ansturm. Viele Bürger saßen mehrere Stunden in der Wartezone.

„Die Lage in den Bürgerbüros bleibt angespannt“, räumt Siegfried ein. Denn in den Bürgerbüros arbeiteten Mitarbeiter der Zentrale, die jeweils für die Bürozeiten der Bürgerbüros in die Stadtteile fahren. „In Krankenfällen führt dies neben den Fahr- und Rüstzeiten zu entsprechenden Zeitverlusten.“

Am Mittwoch blieben wegen Krankmeldungen die Büros in Cronenberg und Langerfeld ungeplant erneut geschlossen. Entsprechend groß war der Ärger unter den Menschen, die vergeblich gekommen waren.

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