Noch ist die neue Mall am Hauptbahnhof in Wuppertal eine Geisterhalle

Nach Jahren Dauerbaustelle können Autos den Hauptbahnhof in Wuppertal wieder direkt anfahren. Viele Läden stehen am Döppersberg aber noch leer. OB Mucke kritisiert die Bahn.

Noch ist die neue Mall am Hauptbahnhof in Wuppertal eine Geisterhalle
Foto: Stefan Fries

Wuppertal. Kaum war die Absperrung zur Seite geräumt, fuhr ein Taxi wie völlig selbstverständlich vom Brausenwerth auf die Straße Döppersberg. Der Gesichtsausdruck des Fahrers ließ nicht darauf schließen, dass er sich der Besonderheit dieses Momentes bewusst war. Seit Montag um 10 Uhr ist die Straße Döppersberg seit mehr als sechs Jahren wieder für den öffentlichen Verkehr freigegeben. Damit eröffneten auf einen Schlag auch das neue Parkhaus am Hauptbahnhof und die komplette Einkaufspassage — allerdings ohne den Kunden neue Geschäfte bieten zu können.

Kurz bevor Oberbürgermeister Andreas Mucke die Bake zusammen mit Verkehrsdezernent Frank Meyer von der Straße hievte, betonte er: „Wir eröffnen pünktlich — wie versprochen. Was die Bahn betrifft, kann man das nicht sagen.“ Der Rundgang durch die neue Einkaufspassage unterstrich diese Aussage. Noch ist die Mall eine Geisterhalle. Sie ist das Verbindungsglied zwischen Parkhaus und Bahnhofsgleisen, geöffnet haben weiterhin aber nur die bereits bekannten Geschäfte. Es gibt Zeitschriften, Brötchen und Gesundes vom Reformhaus.

Straße Döppersberg, Parkhaus und Einkaufspassage sind eröffnet
24 Bilder

Straße Döppersberg, Parkhaus und Einkaufspassage sind eröffnet

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Den Anker-Leerstand präsentiert die Bahn mit ihrem Reisezentrum. Auf der Baustellenverkleidung steht „Unser Reisezentrum beantwortet Ihre Fragen“. Noch gibt es Antworten im provisorischen Container an der Elisabeth-Schniewind-Straße. Laut Döppersberg-Projektleiterin Martina Langer hat die Stadt der Bahn an diesem Standort bereits zu Ende November gekündigt. Ein gewisser Umzugsdruck ist also da. Bei anderen Mietern wie „Rewe to go“ oder den griechischen und chinesischen Imbissen laufen noch die Arbeiten. „Rund die Hälfte der Mieter wollen erst eröffnen, wenn Ende des Jahres der Busbahnhof fertig ist“, sagt Langer.

Neugierig tasten sich die ersten Bürger in den neuen Bereich der Mall vor. Noch sind sie unsicher: Ist das noch Baustelle? Gibt es hier schon etwas zu sehen? Wenig. Aber einige Bürger sehen vor dem inneren Auge bereits das fertige Produkt. So wie Marlis Lüngen. Sie sagt: „Ich war immer gegen den Döppersberg-Umbau. Aber das ist jetzt wirklich ganz große Spitze geworden.“ Auch Jörg Marohn zeigt sich begeistert. Der Direktor des Post-Boutique-Hotels, das gerade am Platz am Kolk entsteht, wollte unbedingt sehen, in welchem Ambiente seine zukünftigen Kunden in Wuppertal ankommen. Sein Urteil: „Das gefällt mir sehr gut.“

OB Mucke findet es „außerordentlich bedauerlich“, dass die Bahn mit dem Ausbau für die Mall-Mieter nicht vor der Eröffnung fertig geworden ist. „Und vor allem hätte ich mir eine neue Anzeigetafel und neue Schließfächer gewünscht“, sagt Mucke mit Blick auf die Recycling-Politik der Bahn.

Ratsmitglied Klaus Lüdemann (Grüne) fragt sich, warum die Bahn mit ihrem Reisecenter in die hinterste Ecke vor dem Parkhaus gezogen ist. „Dann muss man mit den Koffern vom Haupteingang ja erstmal in die eine Richtung und dann wieder komplett in die andere Richtung“, sagt er.

Die erste Kritik an der Zufahrtssituation für Kurzparker gab es auch schon. Bürgerin Marianne Krommes sagt: „Dass man sich ein Ticket im Parkhaus ziehen muss, um jemanden abzuholen, ist absolut unpraktisch.“ Zudem gibt es von allen Seiten Zweifel, ob der Abholvorgang in den kostenfreien zehn Minuten zu bewältigen ist — gerade wenn die Bahn mal nicht minutengenau kommt.

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