Wuppertaler Schwebebahn : Noch ein Jahr ohne Kaiserwagen
Hauptuntersuchung und Umbau kosten mehr als eine Million Euro. Stadtmarketing sucht Alternativen.
Seit 1. August fährt die Schwebebahn wieder — zur Freude der Wuppertaler. Doch bis das typische Geräusch des Kaiserwagens wieder zu hören sein wird, dauert es noch: Erst Mitte 2020 soll das historische Vehikel wieder seine Runden drehen. Die Zwangspause dauert damit länger als erwartet. Eine Hiobsbotschaft vor allem für die Wuppertal Marketing GmbH. Man sei von sechs Monaten nach dem Schwebebahn-Neustart ausgegangen, sagt Geschäftsführer Martin Bang zerknirscht. Stand jetzt, würde man erst zum 1. Juli 2020 wieder Fahrten im historischen Schwebebahnwagen anbieten.
Allein diese tragen pro Jahr fast 200 000 Euro zum Etat der teils städtischen, teils privaten Gesellschaft bei. Dass seit dem 18. November 2018 Wuppertals Wahrzeichen für Passagiere still stand, traf Wuppertal Marketing deshalb hart, da die Schwebebahn ohnehin der Touristenmagnet ist. Noch vor ein paar Monaten habe es eine Reisegruppe aus Düren gegeben, der Bang absagen musste. „Das wären 1000 Leute gewesen.“ Gruppen mit mehreren hundert Mitreisenden seien keine Seltenheit, Städtereisen lägen im Trend, vor allem dahin, wo nicht alle hinfahren, sagt Bang. Ohne Schwebebahn habe es Wuppertal allerdings schwer.Und das Stadt Marketing auch. Der Rat musste zustimmen, dass die Verwaltung einen außerordentlichen Zuschuss in Höhe von 250 000 Euro gewährt, sonst hätte die GmbH das Geschäftsjahr 2019 nicht überstanden.
Dass der Kaiserwagen, der aktuell demontiert in der Vohwinkeler Werkstatt der Hauptuntersuchung und Umstellung auf das neue Betriebssystem harrt, nun noch ein paar Monate länger nicht fährt, dürfte erneut mit einem sechsstelligen Verlust zu Buche schlagen, befürchtet Bang, der nach eigenem Bekunden selbst erst im Juli erfahren habe, dass es länger dauert.
Natürlich habe er Verständnis dafür, dass die Wuppertaler Stadtwerke (WSW) als Verkehrsbetrieb „erstmal andere Probleme hatten“. Die Schwebebahn überhaupt wieder in Betrieb zu bekommen, habe zurecht Priorität genossen. Nichtsdestotrotz sei auch der Kaiserwagen ein wichtiges Thema, „auch um einfach ein attraktives Angebot zu haben“, sagt Bang. 2017, in der letzten kompletten Saison, seien 14 000 Menschen mit dem Kaiserwagen gefahren.
WSW sehen keine Chance
für Partybahn & Co.
„Auch wenn die Schwebebahn wieder fährt — der Kaiserwagen fehlt“, hebt Stadtwerke-Sprecher Holger Stephan die Bedeutung der „lebenden und schwebende Legende“, wie die Stadt ihn auf ihrer Homepage nennt, hervor. Den Namen hat der Wagen daher erhalten, dass 1900 Kaiser Wilhelm II. und dessen Frau höchstselbst eine Probefahrt in dem damalig völlig neuen Verkehrsmittel unternahmen. Der Kaiserwagen ist auch der einzig übrigegebliebene Wagen einer anderen Generation. Die Modelle GTW-72 sind inzwischen komplett abgenommen worden. Den Neustart absolvierten nur noch die himmelblauen Wagen.