Niederländisch-Reformierte Gemeinde: „Mit Holland haben wir nichts zu tun“

Wie die Niederländisch-Reformierte Gemeinde in Elberfeld zu WM-Zeiten gegen Missverständnisse ankämpfen muss.

Niederländisch-Reformierte Gemeinde: „Mit Holland haben wir nichts zu tun“
Foto: privat

Elberfeld. WM-Zeiten sind Zeiten emotionalen Ausnahmezustands. Das bekommt derzeit auch die Niederländisch-Reformierte Kirchengemeinde zu spüren — deren Mitglieder werden aktuell nach eigener Aussage immer wieder verdächtigt, heimliche Oranje-Sympathieträger in Wuppertal zu sein. Darüber sprach die WZ mit Gemeindepfarrer Jan-Henry Wanink.

Herr Wanink, welchem WM-Team drücken Sie denn als „Niederländer“ die Daumen?

Jan-Henry Wanink: Na, den Deutschen natürlich — und ein wenig auch den afrikanischen Mannschaften. Mit Holland an sich hat unsere Gemeinde nichts zu tun. Unsere Mitglieder sind normale, evangelische Wuppertaler, die halt auch gern „Niederländer“ genannt werden.

Aber warum dann „Niederländisch-reformiert“?

Wanink: Das hat rein historische Gründe. Als im 19. Jahrhundert der Staat immer größeren Einfluss auf die Kirchen bekam, traten 1847 einige Mitglieder aus der evangelisch-reformierten Gemeinde in Elberfeld aus und gründeten eine freie, reformierte Gemeinde. Für diese musste ein neuer Name her. Da der erste Pastor aus Holland kam, einigte man sich auf „Niederländisch-reformiert“. Und so heißen wir bis heute.

Sind Sie als Pastor manchmal neidisch auf den Fußball-Gott?

Wanink: Klar. Fußball mobilisiert die Massen, das schaffen wir Kirchen nicht. Wenn ich im Stadion bin, habe ich bei all den Fan-Gesängen und Ritualen fast ein Gottesdienst-Gefühl. Das Wort „Fan“ kommt ja vom lateinischen „fanum“, das einen religiösen Ort bezeichnet. Und manche Vereine betreiben heute sogar wie wir eigene Friedhöfe. Aber als „christliche Fans“ feiern wir eben, dass wir im Leben keinen Pokal und keinen Blumenpott zu gewinnen brauchen. Das ist der Unterschied. Red

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