Nichtraucherschutz geht in Wuppertal im blauen Dunst unter

Über eine mögliche Verschärfung des Gesetzes wird beraten — Ordnungsamt und Wirte fordern vor allem mehr Klarheit.

Wuppertal. Zehn Uhr abends. Zeit, nach Hause zu gehen für die einen. Zeit, die Zigarettenschachtel auszupacken für die anderen. „Täglich ab 22 Uhr Raucherclub“, ist an einer Kneipentür in Wuppertal zu lesen. Dort teilt sich um zehn die Welt in Raucher und Nichtraucher. Theoretisch. Denn praktisch bleiben die Nichtraucher meist auch danach in ihrem Lokal und nehmen den Qualm in Kauf.

Raucherräume, Rauchergaststätten, Raucherclubs: Viele Regelungen und Ausnahmen beschreibt das NRW-Nichtraucherschutzgesetz — von dem nicht wenige sagen, dass es de facto keines ist. Womöglich könnte es bald geändert werden: Gestern wurde im NRW-Gesundheitsausschuss über eine Verschärfung beraten. Vor allem in Kneipen gebe es „vielfach noch keinen wirksamen Nichtraucherschutz“, sagte Gesundheitsministerin Barbara Steffens.

Das bestätigt die Stadt Wuppertal. Zahlreiche Ausnahmen und die Einrichtung von Raucherclubs machten das Gesetz unbrauchbar, wie Michael Kieckbusch, Teamleiter beim Ordnungsamt, erläutert: „Im Grunde dienen sie doch nur dazu, dass in Gaststätten weiter geraucht werden darf.“

Die Vorschriften seien mitunter bizarr: „In die sogenannte Rauchergaststätte darf der 17-Jährige nicht“, sagt Michael Kieckbusch, „in den separaten Raucherraum eines Lokals darf hingegen jeder — also auch das dreijährige Kind.“ Auf dem Papier sei zwar alles Mögliche geregelt — beispielsweise müsste es im Raucherclub theoretisch sogar Einlasskontrollen geben. Doch die Realität sieht eben auch in Wuppertal anders aus.

Eine Überarbeitung der Regelungen sei wünschenswert: „Das Nichtraucherschutzgesetz hat den Ordnungsämtern das Leben nicht leichter gemacht — und den Wirten auch nicht. “ Die sind durchaus geteilter Ansicht darüber, ob das Gesetz geändert werden sollte. Während es manch einer am liebsten abgeschafft sähe, haben sich andere mit ihm arrangiert. „Doch es sollte nicht noch verschärft werden“, findet beispielsweise Alexandre Airaudo vom Café Ada. Achim Brand (Café du Congo) sagt: „Bei einem kompletten Rauchverbot würde es das Congo so nicht mehr geben.“

Im Beatz & Kekse könnte sich Frank Stausberg dagegen mit einer Verschärfung abfinden. „Mir wäre es nur wichtig, dass man einfach mal Klarheit hat.“ Das würde sich auch Michael Kieckbusch vom Ordnungsamt wünschen. Die Stadt kontrolliert derzeit nach Anzeigen. „Oder wenn wir Verstöße bemerken“, sagt Kieckbusch. „Aber wir laufen nicht durch die Stadt und überprüfen die Wirte.“

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