Nicht alle Räder stehen still – auch wenn der Fußball es so will

Mini-Besetzung am Arbeitsplatz. In nur wenigen Betrieben können die Mitarbeiter das Spiel verfolgen.

Wuppertal. Die Wuppertaler Unternehmen hängen sich natürlich nicht so wie die Wuppertaler Schulen rein, um den "Mitarbeitern" zu ermöglichen, Freitag um 13.30 Uhr das Fußball-WM-Spiel des deutschen Teams auch sehen zu können. Die Zauberworte in der Wirtschaft heißen vielmehr wie überall natürlich auch "bitte", vor allem jedoch Gleitzeit und Vertrauensarbeitszeit. Wobei die letztgenannten beiden Vokabeln in den Produktionsabläufen aber in der Regel nicht ziehen.

EDE in Langerfeld geht allerdings einen eigenen Weg. Für das Spiel wurde in einer Lagerhalle Platz gemacht und ein drei Mal vier Meter großer Fernseher angebracht. Der Platz reicht Sprecher Wolfgang Pott zufolge für rund 500 Mitarbeiter, die auch mit alkoholfreien Getränken versorgt werden. Das in einzelne Teams eingeteilte EDE legt allerdings Wert darauf, dass aus jedem Team einer in den sauren Apfel beißt und am Arbeitsplatz erreichbar ist. Allerdings geht das Unternehmen davon aus, dass während der Begegnung gegen Serbien nicht viele Anrufe oder elektronische Aufträge einlaufen.

Bei Vorwerk ist eine Lounge im Verwaltungssitz am Mühlenweg mit einem großen Monitor ausgestattet, um den Mitarbeitern zu ermöglichen, sich offiziell aus dem Arbeitstag auszuklinken und das Spiel sehen zu können.

Bei der IHK können die Beschäftigten eine Sonderregelung in der Gleitzeit beanspruchen und in der Regel vor dem Anpfiff das Haus verlassen. Ansonsten gibt es im Mitarbeiter-Gemeinschaftsraum die Chance, das Spiel zu sehen. Bis 15 Uhr muss jede Abteilung besetzt sein.

In den Elektronik-Märkten heißt es in der Regel wohl so wie auf jeden Fall im Media-Markt: "Fußball auf allen Fernsehern", wie Geschäftsführer Ulrich Völker es ausdrückt. Heißt: Die Mitarbeiter dürfen das Spiel verfolgen, so lange etwaige Kunden auch bedient werden.

Die Firma Erfurt macht sich selbst für den Fußball stark und hat Mitarbeiter der unterschiedlichsten Nationen in der Belegschaft. "Eigentlich läuft immer irgendein Spiel, das ein Mitarbeiter unbedingt sehen muss", berichtet Personalleiter Hans Weihs. Gleichwohl sei der Druck noch nicht so groß wie vor vier Jahren bei der WM im eigenen Land. Doch auch Weihs kann nur auf die Vertrauensarbeitszeit verweisen - und darauf, dass die Erreichbarkeit trotz Mini-Besetzung gewährleistet bleibt. Im Produktions-Bereich ist es zudem Erfurt-Tradition, dass die Mitarbeiter bei Fußball-Großereignissen die Schichten so lange tauschen, bis es irgendwie passt.

Was die Mehrheit der Unternehmen in Wuppertal angeht, gilt folgende Formel: Fußball-Schauen ist Privatsache. So ist weder im Rathaus, bei Delphi, den WSW, der Barmenia oder bei Bayer Schering Pharma irgendetwas vorgesehen, um das Fußball-Spiel innerhalb des Betriebes zu übertragen. Überall ist wie auch bei der Sparkasse von Gleitzeit die Rede. Wobei es die flexible Arbeitszeit den Mitarbeitern auch ermöglicht, sich für die Dauer der Fußball-Übertragung abzumelden.

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