Mirke Neustart im „Ada“ mit einer Woche Probewohnen

Nordstadt. · Der Verein Insel plant den Veranstaltungsort neu. Das Café läuft weiter wie bisher.

 Freuen sich aufs Probewohnen: (v.r) Christian Koch, Silvia Munzon Lopez, Torsten Krug, Uta Atzpodien, Thomas Hilbig, Zara Zoe Gayk.

Freuen sich aufs Probewohnen: (v.r) Christian Koch, Silvia Munzon Lopez, Torsten Krug, Uta Atzpodien, Thomas Hilbig, Zara Zoe Gayk.

Foto: Fischer, Andreas H503840

Am Freitagnachmittag zogen die neuen Bewohner in die erste Etage ein. Probeweise. Für eine Woche. Vor allem um zu zeigen, dass sich was tut, Leben im Café Ada ist. Das mehr ist als „nur“ das beliebte Cafe im Erdgeschoss. Das Ada, Türkisch für Insel, ist für viele eine Insel, ein Zufluchtsort. Ein neuer Verein, der — natürlich — Insel e. V. heißt, will das erhalten.

Das Ada „ist nicht nur Veranstaltungsort“, wie Torsten Krug erklärt. Seit Jahren hat er dort seine Reihe „Literatur auf der Insel“ etabliert. Das Ada ist Treff von Künstlern, aber auch Akteuren im Stadtteil wie dem Forum Mirke. Doch zwischenzeitlich schwebte ein Damoklesschwert über der Wiesenstraße Nr. 6: Die GWG wollte das Gebäude verkaufen. Gerüchte machten die Runde und Besorgnis. Was wird aus dem Treff, was aus dem Café? Auch Krug wurde hellhörig, suchte Unterstützer und gründete den Verein Insel. Das Ziel: Das Ada soll zu einem Kommunikations- und Produktionszentrum für die Freie Szene werden. Ein Ort, „der kulturelle und gesellschaftliche Kultur verbindet“, wie es Vorstandsmitglied Thomas Hilbig ausdrückt.

Beim neuen Eigentümer rannte Krug offene Türen ein. Das Ehepaar aus Wuppertal steht hinter dem Konzept. Mit ein Grund für den Erwerb des Ada sei es gewesen, dass es im lokalen Besitz bleibt, heißt es auf WZ-Anfrage. Das Café habe nie zur Diskussion gestanden. Pächter Mehmet Dok macht weiter wie gewohnt, erklärte er am Freitag beim WZ-Besuch. Und er ist natürlich schon Bestandteil des Insel-Kollektivs.

Verein will die obere Etage barrierefrei machen

Um die obere Etage kümmert sich jetzt der Verein als Mieter. „Wir mussten schon überlegen, ob wir uns drauf einlassen“, sagt Krug. An Ideen mangele es  nicht. Aber natürlich sei es auch eine Geldfrage. Dazu gab es in dieser Woche   frohe Kunde. Der Kulturausschuss sprach sich für eine Förderung von freien Kulturträgern aus. Auch der Verein Insel profitiert: 2020 erhält er 9000 Euro, 2021 15 000 Euro. „Das ist eine große Auszeichnung für uns“, sagt Krug. Schatzmeister Christian Koch wird deutlich: Ohne diese Förderung könne man die Herausforderung  nicht stemmen.

300 Quadratmeter umfasst das erste Obergeschoss, das viele sicher kennen, zum Beispiel von  den regelmäßigen Tangoveranstaltungen. Auch das Tanztheater war dort früher oft zu Gast, wie Silvia Munzon Lopez erinnert. Keine Frage, ein Raum mit Historie und Charme — aber auch „Baustellen“. Der Verein will dafür sorgen, dass bald auch mal wieder Tageslicht ins Gebäude dringen kann. Und man will  die Etage barrierefrei gestalten, also noch mehr Menschen zugänglich machen, sagt Krug. Dazu müsste aber ein Aufzug von der Außenseite her. „Dafür gibt es Fördermöglichkeiten“, hofft er. Vor allem soll in Zukunft die Etage wieder öfter bespielt werden. Ein Spielplan soll erarbeitet werden, kündigt Krug an. Dazu soll das Netzwerk stetig erweitert werden, wie Uta Atzpodien erklärt, die wie viele eine ganz emotionale Beziehung zum Ada hat. „Es ist einfach ein kreativer, ein Begegnungsort.“

Das werden sie und die Vereinsmitglieder nun eine Woche ganz neu erleben. „Probewohnen“ nennen Krug & Co. es. Ideen und Vorschläge sammeln, schauen, was sich realisieren lässt. Natürlich spielen Kunst und Kultur dabei eine wichtige Rolle. Insel e.V. habe aber auch die Quartiersentwicklung im Blick, habe deshalb schon Kontakt zum Forum Mirke und Utopiastadt aufgenommen. Dass sich etwas im Ada tut, hat schon für Resonanz im Stadtteil gesorgt. Das Team des Solar Decathlon war bereits zu Gast an der Wiesenstraße und ganz begeistert, wie Atzpodien erzählt.

Das „Probewohnen“ — offiziell ist Insel e.V ab April Mieter — werde aber sicher auch eine Herausforderung, fügt Krug mit einem Schmunzeln an. Schließlich gebe es keinen Programmverantwortlichen, keinen festen Plan. Einbringen können sich aber alle Wuppertaler. So werden Postkarten im Quartier ausgelegt, auf denen Bürger die Frage „Was braucht eine Insel in Wuppertal?“ formulieren und beim Ada einwerfen können. Ab dem Wochenende hängt dort ein eigener Briefkasten für „Insel e.V.“. Die neuen Nachbarn stellen sich dem Quartier Mirke dann am Donnerstag ab 19.30 Uhr beim „Insel Schwärmen“ am Ada vor.

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