Neues Leben in der Allianz alter Freunde

Wuppertal und St. Etienne feiern bald das 50-jährige Bestehen ihrer Partnerschaft. Ihr Schicksal verbindet die beiden Städte.

Wuppertal. Am Mittwochabend war das bundesweit empfangbare Fernsehen nach langer Zeit wieder einmal in Wuppertals Partnerstadt St.Etienne zu Gast - beim Ausscheiden des heimischen Fußball-Rekordmeisters AS St. Etienne aus dem Uefa-Pokal gegen Werder Bremen. Und der für dieses Spiel aus Deutschland mitgereiste Journalisten-Tross logierte in einem Hotel in der - Rue Wuppertal. Die Verbindung zwischen den beiden Städten ist also noch sichtbar. Doch was ist aus ihrer Partnerschaft geworden?

Auf den ersten Blick scheinen die Kontakte etwas eingeschlafen zu sein, seit vor etwa vier Jahren der Schüleraustausch eingestellt wurde. Der war Ende der 50er Jahre immerhin eine von drei Säulen, auf denen die Partnerschaft aufgebaut wurde. Die zweite Säule bildeten ehemalige Kriegsgefangene, die nach ihrer Freilassung in St. Etienne geblieben waren, ohne dabei ihre bergischen Wurzeln zu vergessen. Der Anfang der Beziehungen aber geht auf Kaufleute zurück, die schon vor dem zweiten Weltkrieg wirtschaftliche Verbindungen zwischen den beiden Textil-Hochburgen hergestellt hatten. "Der Schüleraustausch war dann aber der entscheidende Punkt für die offizielle Partnerschaftsurkunde", sagt Reiner Brinkmann.

Der 66-Jährige, dessen Frau Héléne aus St. Etienne stammt, ist seit dem 16. Februar 1998 Vorsitzender des am gleichen Tag gegründeten "Freundeskreises Wuppertal - St. Etienne", der rund 60Mitglieder zählt. Die von Reiner Brinkmann angesprochene Partnerschaftsurkunde, die in den beiden Rathäusern an Wupper und Loire liegt, weist das Datum 12. Januar 1960 auf. Das bedeutet, dass in rund zehn Monaten das 50-jährige Bestehen der Partnerschaft gefeiert werden kann. Schon jetzt sind beide Städte mit der Planung beschäftigt.

"Im Januar war eine Wuppertaler Delegation in St. Etienne und im April erfolgt der Gegenbesuch aus Frankreich. Wir sind fest entschlossen, allerlei auf die Beine zu stellen", so Reiner Brinkmann. Konkretes will der pensionierte Lehrer, der Erdkunde und Französisch am Gymnasium Vohwinkel unterrichtete, allerdings noch nicht verraten.

Auf der nicht-politischen Ebene pflegen zurzeit besonders die Postler einen intensiven Kontakt. Etwa 40 bis 50 Personen treffen sich regelmäßig. Darüber hinaus ist die Wuppertaler Feuerwehr im Oktober auf einen Kongress eingeladen, zu dem sie mit ihrem eigenen Löschfahrzeug nach St.Etienne reisen soll.

Der Freundeskreis wiederum plant zum 50-jährigen Bestehen der Städte-Partnerschaft eine Bürgerreise, die nicht an die Mitgliedschaft im Verein gebunden ist. Um einen Bus zu organisieren, bittet Reiner Brinkmann aber um frühzeitige Anmeldungen (per E-Mail an [email protected]).

Die bergisch-französischer Städtepartnerschaft, sie lebt also weiter. Was auch nicht verwunderlich, wo doch beide ein gemeinsames Schicksal teilen: Nach dem langsamen Niedergang ihrer jeweiligen Textilindustrie fristen beide im Schatten der Metropolen Düsseldorf und Lyon ein wenig glamouröses Dasein, aus dem sie ihre Fußballvereine in den jeweiligen Derbys herausholen sollen. Ein Spiel zwischen dem Wuppertaler SV und AS St. Etienne hat es übrigens noch nie gegeben. Vielleicht wäre auch dafür der 12.Januar 2010 der geeignete Anlass.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort