Wuppertal Neuer Verein soll das Ölbergfest stemmen

Ölberg · Der Aufwand wurde immer größer, deshalb wird die Organisation umstrukturiert. 2020 gibt es die Veranstaltung zum neunten Mal.

 Thomas Weyland, Alexander und Andreas Klein, sowie Uwe Peter (v.l.) wollen die Organisation des Ölbergfestes auf neue Füße stellen.

Thomas Weyland, Alexander und Andreas Klein, sowie Uwe Peter (v.l.) wollen die Organisation des Ölbergfestes auf neue Füße stellen.

Foto: Fischer, Andreas H503840

Aus dem Nachbarschaftsfest ist längst ein Stadtfest geworden: Alle zwei Jahre lockt das Ölbergfest Zehntausende in die Nordstadt. Eine Veranstaltung mit Kultcharakter, deren Organisationsaufwand über die Jahre mit der Zahl der Besucher mehr und mehr gewachsen ist. Deshalb wollen sich die Verantwortlichen neu aufstellen. Ein eigener Verein soll in Zukunft die Veranstaltung stemmen. Die wichtigste Info für alle Fans: 2020 soll auf jeden Fall das neunte Ölbergfest steigen.

Der bewährte Zwei-Jahres-Rhythmus würde damit eingehalten. Bislang stand hinter der Organisation der Verein Unternehmer/innen für die Nordstadt um Thomas Weyland und Uwe Peter. Beide erinnern im Gespräch mit der WZ an die Anfänge 2005, als die Veranstaltung aus der Taufe gehoben wurde. „Es ist eine Erfolgsgeschichte aus unserer Sicht“, betont Uwe Peter. Das zeige die Resonanz nicht nur anhand der Besucherzahlen, sondern auch derer, die bei der nächsten Auflage dabei sein wollen „und jetzt schon nachfragen“.

Versuchter Spagat zwischen Nachbarschafts- und Stadtfest

Doch Weyland und er verhehlen nicht, dass es auch kritische Stimmen gibt, die sagen, „das ist kein Nachbarschaftsfest mehr“, sich über den Trubel aufregen. Man habe immer den Spagat versucht, so Peter. Schon vor einigen Jahren habe sich jedoch gezeigt, dass sich so eine Veranstaltung nicht mehr ehrenamtlich organisieren lasse. Nebenher schon gar nicht, zumal der Verein Unternehmer/innen für die Nordstadt eigentlich andere Aufgaben hat, sich als „moderner Bürgerverein“ sieht, in dem die Mitglieder etwas für den Stadtteil „unternehmen“. Peter weist auf Aktionen wie „Der Berg liest“ hin oder aktuell das Engagement rund um den „Mobilen Ölberg“. „Das Ölbergfest hat uns ein bisschen erdrückt.“

Weyland ergänzt, dass dabei der Aspekt Sicherheit auch eine große Rolle spiele. Seit der Loveparade-Katastrophe seien die Anforderungen gestiegen und damit auch die Kosten. Der Hype in den Sozialen Netzwerken sorgte zudem in den vergangenen Jahren dafür, dass immer mehr Menschen zum Fest auf den Ölberg strömten. Was die Macher auf der einen Seite freute, andererseits aber vor Herausforderungen stellte.

Diskussionen über die Ausgliederung liefen schon länger

Schon vor dem letzten Fest 2018 habe es deshalb Diskussionen gegeben. Bei der Mitgliederversammlung im Januar fassten die Unternehmer/innen für die Nordstadt dann den Beschluss: Das Ölbergfest wird aus dem Verein „ausgegründet“, stattdessen soll ein eigener Verein dafür gegründet werden.

Weyland und Peter wollen sich nicht ganz rausziehen, ihr Know-How aus den vergangenen Jahren zur Verfügung stellen. Zumal ihr Verein die Rechte an der Marke „Ölbergfest“ hat. „Wir verleihen den Namen sozusagen.“ Denn ihnen sei es wichtig, dass das Ölbergfest seinen Charakter behält, „kein Elberfelder Cocktail wird“. Vor allem Leute vom Ölberg selbst und der Nordstadt sollen aktiv werden, „keine Event-Agentur aus Pusemuckel“.

Diese Gefahr dürfte gebannt sein. Im noch zu gründenden neuen Verein werden auf jeden Fall die Brüder Andreas (33) und Alexander Klein (31) aktiv sein — beide ebenfalls Mitglieder bei den Unternehmer/innen für die Nordstadt und Co-Organisatoren der letzten Ölbergfeste. „Es ist eine Riesenarbeit, aber es wird das Ölbergfest weiter geben“, stellt Andreas Klein klar. Und auch, wenn der Verein noch nicht existiert. Die Vorplanungen laufen, im zweiten Quartal 2020 soll das Fest steigen. „Wir können nicht warten, müssen ja zum Beispiel schon Sponsoren ansprechen.“ Dass sich jetzt bereits 20 Bands gemeldet haben, die beim nächsten Ölbergfest spielen wollen, zeige den Stellenwert. Für den 33-Jährigen, der mit seinem Bruder „an der Grenze zwischen Luisenviertel und Ölberg“ aufgewachsen ist, hat die Veranstaltung einen großen emotionalen Wert. „Für mich ist das das einzig wahre Heimatfest“, sagt er und schmunzelt. Das Quartier würde sich pünktlich zum Fest füllen, viele ehemalige Wuppertaler, die ihren Lebensmittelpunkt längst woanders haben, kämen anlässlich des Events wieder nach Hause.

Die große Hoffnung aller Beteiligten ist, dass der Verein, sprich die Organisatoren, schnell genügend Mitstreiter finden. Denn eine Vereinsgründung über alle bürokratischen Hürden hinweg dauere, erklärt Weyland. Noch in diesem Frühjahr soll es eine Infoveranstaltung geben.

Das Motto für das Ölbergfest 2020 bleibe, so Klein auf jeden Fall bestehen: nachbarschaftlich, tolerant, lecker, stimmungsvoll, tanzwütig, nachhaltig glasfrei und ohne Nazis.

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