Nachfolger gesucht: Hausärzte werden ihre Praxen nicht los

Wuppertal gilt bei Medizinern nicht als begehrt. Die Folge: Chronisch kranke Menschen werden Probleme bekommen, einen neuen Arzt zu finden.

Wuppertal. Vor 30 Jahren war es für niedergelassene Ärzte meist kein Problem, einen Nachfolger zu finden. Teilweise wurden stolze Summen für die Praxen gezahlt. Davon können die Wuppertaler Hausärzte, die aufhören wollen, heute nur träumen. Sie suchen händeringend nach Nachfolgern. Das bleibt auch für die Patienten nicht ohne Folgen.

Dr. Rolf Laux und sein Partner Dr. Wolf-Dietrich Bernhardt wollten ihre internistische Praxis an der Winklerstraße nach 31 Jahren aufgeben und haben sich zwei Jahre zuvor auf die Suche nach einem Nachfolger gemacht. Die Praxis wurde bewertet, vier professionelle Vermittler eingeschaltet. "Es war extrem schwierig, jemanden zu finden", sagt Laux. Dabei hatte die Praxis viele Patienten und die Zahlen stimmten.

"Nur noch Städte wie Köln, Düsseldorf, München oder Hamburg sind begehrt", ist Laux überzeugt. Vor allem im Osten der Stadt sei das Problem groß. Dort hätten mehrere Hausärzte vergeblich nach einem Nachfolger gesucht, einige Praxen hätten die Arbeit eingestellt. Auch die Kassenärztliche Vereinigung Nordrhein kennt diese Probleme.

Die Zurückhaltung der Kollegen, sich niederzulassen, kann der 64-Jährige grundsätzlich verstehen: "In diesem System würde ich jedem davon abraten." Mehr als die Hälfte der Zeit gehe für Bürokratie drauf und am Patienten verloren. Ständig müsse man Formulare ausfüllen und gegen die Budgetierung kämpfen.

Letzten Endes fanden Laux und sein Partner über das Ärzteblatt einen Nachfolger, der die Praxis im Juni übernommen hat. Doch die lange Sucherei hatte ihren Preis: "Der Preis für die Praxis wurde extrem gedrückt. Das ist allgemein so."

Die Internistin Dr. Marie-Louise Fasshauer hat für ihre Praxis an der Carnaper Straße keinen Nachfolger gefunden und weiß von vielen Barmer Kollegen, denen es ähnlich geht und deren Praxen geschlossen wurden. "Wuppertal hat keinen besonders guten Ruf, um sich niederzulassen", sagt sie. Ihre Anzeige blieb ohne Erfolg.

Gänzlich aufhören möchte die 65-Jährige aber noch nicht. Um die Kosten möglichst klein zu halten, praktiziert sie ab Oktober in neuen Gemeinschaftsräumen am Ostersbaum. Für die Räume an der Carnaper Straße hat ihr Vermieter mittlerweile einen Nachfolger gefunden.

Fasshauer ist überzeugt, dass sich die Entwicklung auch bei den Patienten bemerkbar macht: Nach einer Schließung kämen die meisten Patienten zwar woanders unter. Aber: "Es gibt schon eine gewisse Zurückhaltung aus Furcht, mit dem Arzneimittelbudget nicht auszukommen und dann in Regress genommen zu werden." Besonders für chronisch Schwerkranke und solche, die auf Hausbesuche angewiesen sein, könne es schwierig werden. "Die werden nicht so leicht einen neuen Hausarzt finden."

Karin Hamacher von der Kassenärztlichen Vereinigung Nordrhein bestätigt, dass Ärzte länger nach einem Nachfolger suchen müssen und dass die Preise für Praxen gesunken seien. Hamacher verweist auf eine Wuppertaler Besonderheit: Laut Bedarfsplanung des Bundesgesundheitsministeriums sind in Wuppertal rechnerisch noch 28 Hausarzt-Sitze offen. Das bedeutet theoretisch, dass sich Ärzte niederlassen können, ohne dass ein Kollege seine Praxis abgibt und diese verkauft.

Allerdings betont die KV, dass in Wuppertal keine Unterversorgung mit Hausärzten herrsche. Vielmehr seien die Sitze schon seit vielen Jahren unbesetzt. Derzeit gibt es in der Stadt 219 Hausärzte. Jeder von ihnen kümmert sich rechnerisch um 1585 Patienten.

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