Wuppertal Nach hundert Jahren: Foto Leimberg hat aufgegeben

Der Geschäftsführer des Traditionsladens beklagt, dass Busfahrgäste Eingang und Schaufenster versperrt hätten.

Wuppertal: Nach hundert Jahren: Foto Leimberg hat aufgegeben
Foto: Stefan Fries

Wuppertal. Nach über hundert Jahren hat Foto Leimberg am Wall seine Türen für immer geschlossen. Ein Schild im Schaufenster weist Kunden darauf hin, dass das traditionsreiche Geschäft nach dem 31. August nicht mehr öffnen wird.

Dirk Schumacher war seit 2013 der Geschäftsführer von Foto Leimberg. Bereits von 1994 bis 2003 hatte er diese Funktion inne — seit 1998 mit einem Kompagnon. Damals hieß das Fotofachgeschäft noch Karl Leimberg GmbH. Als Dirk Schumacher 2013 den Laden wieder übernahm, wusste er schon, dass bald die B7 gesperrt und der Busverkehr über den Wall umgeleitet werden würde.

Doch was ab dem 21. Juli 2014 folgte, hatte sich Dirk Schumacher nicht vorgestellt: „Seit dem ersten Tag der Sperrung gab es Menschentrauben vor meinem Geschäft. Da kam keiner mehr raus oder rein.“ Doch es waren keine neuen Kunden, die seine Eingangstür und sein Schaufenster versperrten, sondern Menschen, die auf den Bus warteten. „Die Haltestelle ist direkt vor der Tür. 58 Busse in der Stunden halten dort an“, hat Schumacher recherchiert. Schon am ersten Tag habe er gedacht, dass er schließen müsse, wenn es so weitergehe.

Zwei Jahre hat der Einzelhändler durchgehalten, doch jetzt ging es nicht mehr: „Die Einnahmen sind fast um die Hälfte zurückgegangen“, berichtet er mit einer hörbaren Mischung aus Resignation und Ärger. Er habe alles versucht, um den Laden zu retten, doch nichts habe geholfen, sagt Schumacher. „Ich habe die Leute angesprochen, die auf den Stufen zum Laden gesessen oder im Eingang gestanden haben, aber kein Verständnis erhalten.“ Auch ein Gespräch mit dem Vermieter des Ladenlokals, dem städtischen Gebäudemanagement, habe er geführt, um von der Miete befreit zu werden — erfolglos. Als letzten Ausweg habe er seine Mitarbeiter entlassen.

Natürlich sei es in seiner Branche ohnehin schwer zu überleben, berichtet Schumacher. Denn durch das Internet und Handys mit Fotofunktion würden immer weniger Menschen Fotogeschäfte besuchen, „aber vor der geänderten Verkehrsführung sind wir über die Runden gekommen.“ Jetzt leitet Schumacher ein Fotogeschäft in Solingen. Seine Stammkunden besuchen ihn auch hier, teilt er mit. Eine Rückkehr nach Wuppertal ist für ihn ausgeschlossen.

Verwundert über das Aus von Foto Leimberg zeigt man sich bei der Stadt. „Eine hohe Passantenfrequenz, wie sie die zahlreichen Buslinien im Wall erzeugen, wird ja eigentlich eher als im Interesse der Einzelhändler liegend gewertet“, meint Sprecherin Martina Eckermann. Beschwerden von Einzelhändlern am Wall habe weder das Stadtmarketing noch der Bereich Verkehrslenkung in den letzten Jahren erhalten. Auch die Stadtwerke kennen den Sachverhalt nicht, bestätigen aber die erhöhte Zahl von wartenden Fahrgästen am Wall. In diesen vermutet Martina Eckermann „ein schönes Kundenpotenzial“.

Anders sieht das Matthias Zenker, Vorstandsmitglied der IG1: „Menschenansammlungen vor dem Laden sind nicht förderlich.“ Schon lange werde die Situation am Wall beobachtet. „Viel Passantenfrequenz bedeutet nicht, dass Geschäfte gut wahrgenommen werden, ganz im Gegenteil.“ Er kann die Entscheidung von Dirk Schumacher verstehen.

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