Abschied Ihr Ziel war bestmögliche Förderung

Rott. · Angela Deckert gibt die Leitung der Grundschule Thorner Straße Ende des Monats ab.

 Angela Deckert hatte immer Freude daran, die Schüler auf ihrem Weg durchs Leben zu begleiten.

Angela Deckert hatte immer Freude daran, die Schüler auf ihrem Weg durchs Leben zu begleiten.

Foto: Fries, Stefan (fri)

„Ich finde es spannend, Herausforderungen zu haben“, sagt Angela Deckert. Auch nach 40 Jahren im Schuldienst hat die Schulleiterin der Grundschule Thorner Straße nichts von ihrer Neugier eingebüßt. „2025 kommt der Anspruch auf einen Ganztagsplatz – da müssen wir jetzt schon drüber nachdenken“, plant sie und macht gar nicht den Anschein, als würde sich bald etwas an ihrem Arbeitsleben ändern. Doch in ein paar Tagen naht ihr letzter Schultag. Am 30. Januar verabschieden Schüler, Lehrerkolleginnen und Eltern Angela Deckert mit einer großen Feier in den Ruhestand.

Ihr Trost: Die Schule, in der sie einen Großteil ihres Lehrerdaseins verbracht und die sie 20 Jahre lang geleitet hat, ist in guten Händen. Die offizielle Bestätigung fehlt zwar noch, aber alle rechnen damit, dass ihre bisherige Stellvertreterin Petra Storms die Leitung übernehmen wird.

Ihr Team ist Angela Deckert wichtig. „Die Zusammenarbeit mit Lehrern, die sich darauf eingelassen haben, Dinge immer wieder neu auszuprobieren“, nennt sie einen Grund, warum sie immer gerne zur Schule gekommen ist. Ausprobiert hat sie viel in diesen Jahren: Schon als sie an die Schule kam, gab es dort einen Montessori-Zweig. Auch Angela Deckert hat das Montessori-Diplom absolviert. Aber im Laufe der Jahre musste immer wieder neues Material für diese selbständige Art des Lernens entwickelt werden. Viele heutige Medien waren schließlich zu Zeiten von Maria Montessori undenkbar. Anfangs gab es noch monatliche Bastelabende, an denen Eltern und Lehrer gemeinsam das Material etwa zum Lesen-Lernen hergestellt haben. „Heute gibt es da unglaublich viel zu kaufen“, sagt die Direktorin. „Das ist attraktiver und haltbarer als das, was wir gebastelt haben.“ Auch die anderen Klassen arbeiten viel mit den Montessori-Materialien.

Immer wieder überlegte sich Angela Deckert, wie sie die Lernfreude der Kinder anregen konnte. Wie sie jedes einzelne Kind, egal ob es besonders schnell oder besonders langsam begriff, optimal fördern konnte. Dafür saß sie auch im Urlaub am Computer und schrieb Konzepte oder plante Konferenzen. Im Laufe der Jahre kam immer mehr Dokumentationspflicht für die Lehrer dazu. „Ich habe die Stunden nie gezählt“, sagt sie. Allerdings habe sie sich irgendwann einen Zeitpunkt gesetzt, ab dem abends Telefon und Computer aus blieben. „Aber mir hat es immer Spaß gemacht, die Kinder auf ihrem Weg zu begleiten.“ Und besonders freut es sie, wenn schwierige Schüler später wieder vorbeikommen und einen guten Weg im Leben gefunden haben. „Das kann einem schon das Herz berühren.“

Demokratischer sei die Schule im Laufe dieser Jahre auch geworden. Jede Klasse hat nun einen Klassenrat, der wöchentlich tagt, und die ganze Schule eine Schülerkonferenz. Die Kinder der Ganztagsbetreuung – mit 130 Kindern fast die Hälfte der 300 Schüler – können durch die Kinderkonferenz Kiko das Schulleben mitbestimmen. Etwa bei der Neugestaltung des Außengeländes, die gerade abgeschlossen ist, dank vieler Sponsoren und helfender Eltern. Überhaupt freut sich die Schulleiterin über das große Engagement ihrer Eltern. So schneiden sie an drei Tagen der Woche Obst für die Klassen und sorgen neuerdings als Schullotsen dafür, dass auch die Kleinsten sicher über die Straße kommen.

Ob es der umtriebigen Lehrerin im Ruhestand nicht langweilig wird? „Ich werde mit Sicherheit die Herausforderung missen“, gibt sie zu. „Aber dann suche ich mir eben neue.“ Schließlich liebt sie Veränderung. Und erst einmal freut sich Angela Deckert auf Zeit für ihre große Familie, für das Familien-Ferienhaus, auf Reisen und auf viele Bücher.

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