„MyTaxi“-App: Schon jetzt steuert die Taxi-Zentrale dagegen

Die „MyTaxi“-App arbeitet spätestens ab Sommer auch mit Wuppertaler Fahrern zusammen. Die Taxi-Zentrale setzt auf eine eigene App.

Wuppertal. Bundesweit laufen die Taxi-Zentralen gegen die „MyTaxi“-App Sturm. Mit dieser App können in mehr als 30 deutschen Städten Taxifahrten organisiert werden, ohne dass eine Zentrale zwischengeschaltet ist. Auch Wuppertaler Taxifahrer und Fahrgäste werden die Smartphone-Anwendung in Zukunft nutzen können — doch die ist umstritten.

Horst Polnick von der Taxi-Zentrale Wuppertal sieht die Konkurrenz noch gelassen: „Wir haben darauf bereits reagiert — mit unserer eigenen App.“ Für Handys mit Googles Android-Betriebssystem funktioniert die App der Zentrale bereits, in Apples Appstore warte man zurzeit noch auf die Freigabe, so Polnick. Als Vorteil „seiner“ App sieht er: „Damit sind alle 225 Fahrzeuge in Wuppertal erreichbar, nicht nur der kleine Teil der Fahrer, die ein Smartphone besitzen.“

Die Taxifahrer in Wuppertal sehen auch die Vorteile des „MyTaxi“-Systems. Dort müssen die Fahrer keinen monatlichen Beitrag zahlen, sondern zahlen nur 79 Cent pro vermittelter Fahrt an die App-Entwickler. Wer, zum Beispiel im Urlaub, mehrere Tage oder Wochen keine Fahrgäste befördert, zahlt auch nicht.

„MyTaxi“ wirbt vor allem mit der Transparenz, die die Nutzung der App ermöglicht. So zeigt die Applikation nicht nur an, wo freie Taxen in der Nähe stehen, sondern orten den Fahrer während der kompletten Anfahrt und informieren per Nachricht, wenn er vor der Haustür steht.

Die Taxi-Zentralen sehen nicht nur ihr Quasi-Monopol gefährdet, auch sie haben gute Argumente für ihr System: Allen voran, dass über „MyTaxi“ nur die „normalen Fahrten“ gebucht werden. „Etwa 50 Prozent der 800 000 Fahrten jährlich sind aber keine normalen Fahrten“, sagt Polnick. „Oft müssen Fahrgäste in der zweiten Etage abgeholt werden oder wollen bis in die Arztpraxis gebracht werden. Das leisten wir auch.“

Hinter diesen „komplizierten Fahrten“ stehe auch ein hoher bürokratischer Aufwand, etwa wenn Krankenkassen die Kosten übernehmen. Die Befürchtung der Zentralen: Wenn „MyTaxi“ alle normalen Fahrten abdeckt, rechnet sich sie die Arbeit der Zentralen nicht mehr. „Besonders ältere Menschen wären ganz schön erschreckt, wenn es uns nicht mehr gäbe.“

Wann „MyTaxi“ das Angebot auf Wuppertal ausweitet, steht noch nicht genau fest. Sprecherin Johanna Meyer-Staude am Mittwoch zur WZ: „Wir haben viele Anfragen aus der Region, aber aktuell nicht genug Mitarbeiter, um alle Fahrer aufzunehmen. Spätestens im Sommer wird auch Wuppertal unterstützt.“

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