Mutter des toten Säuglings ist wieder frei

Wuppertal. Wie Polizei und Staatsanwaltschaft mitteilen, ist die 18 Jahre alte Mutter destoten Säuglings vom Ascheweg ohne Auflagen wieder entlassen worden. Heute Nachmittag führte die Polizei die 18-jährige US-Amerikanerin zunächst dem Haftrichter in Wuppertal vor.

Wenige Stunden später war die Mutter des Babys, das am 20. März in Ronsdorf tot aufgefunden worden war, wieder auf freiem Fuß. Nach Mitteilung von Staatsanwalt Heribert Kaune-Gebhardt und der Polizei habe für den Ermittlungsrichter kein dringender Tatverdacht hinsichtlich eines vorsätzlichen Tötungsdelikts vorgelegen. Das heißt: Es steht nicht fest, wie das Neugeborene zu Tode gekommen ist. Möglich sind neben dem Vorsatz auch eine fahrlässige Tötung und eine Totgeburt. Nur Hinweise auf einen Vorsatz aber hätten einen Haftbefehl gerechtfertigt, so Kaune-Gebhardt.

Fest steht allerdings, dass es sich bei der 18-Jährigen um die Mutter des toten Jungen handelt. Keine Zweifel gibt es nach Angaben von Staatsanwalt und Polizei auch an der Tatsache, dass die junge Frau das Kind "zu einem späteren Zeitpunkt", also wohl deutlich nach der Geburt, in dem Gebüsch am Ascheweg in Ronsdorf abgelegt habe. Dort war der Leichnam bei der stadtweiten Aufräumaktion am Picobello-Tag entdeckt worden. Die Ermittlungen der Kripo konzentrierten sich sehr schnell auf den Wuppertaler Stadtteil. Ein in der Nähe des Fundors gefundener Schlüsselbund wurde systematisch an Haus- und Wohnungstüren ausprobiert, um Hinweise auf den Aufenthaltsort der Mutter zu bekommen. Gezielt wurden bereits erste Speichelproben von Frauen in Ronsdorf genommen. Auf die Spur führten aber letztlich Zeugenhinweise - wobei laut Kaune-Gebhardt auch das massive Medien-Interesse an dem Fall eine Rolle gespielt habe.

Die 18 Jahre alte Frau war im September 2009 nach Wuppertal gekommen. Zu diesem Zeitpunkt war sie bereits schwanger, denn laut Polizei muss das Kind noch 2009 geboren worden sein. Die Amerikanerin besuchte die Jahrgangsstufe 11 der Ronsdorfer Gesamtschule - auch nach dem Leichenfund am Ascheweg. Sie habe sich völlig unauffällig verhalten, so Kaune-Gebhardt. Wie es ihr gelang, Schwangerschaft und Niederkunft geheim zu halten, bleibt bisher ein Rätsel. Die junge Frau schwieg heute vor dem Haftrichter zu dem Fall.
Ob, wann und wie gegen sie verhandelt wird, ist ebenfalls offen. Sie wurde ohne Auflagen auf freien Fuß gesetzt, kann sich frei bewegen und wird nach Angaben Kaune-Gebhardts auch nicht mehr vernommen.

Unabhängig davon gehen die Ermittlungen weiter - allerdings ausdrücklich nicht in Richtung der Gasteltern.

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