Museumsnacht: Das Kulturgut Bier und die Zeit von Engels

Lesungen, Führungen und eine Ausstellung im Historischen Zentrum.

Wuppertal. Das Historische Zentrum mit dem Engelshaus und Museum für Frühindustrialisierung war am Wochenende Teilnehmer der Kunst- und Museumsnacht und unterhielt seine Besucher mit verschiedenen Führungen und Lesungen. Zwei Themen wurden dabei verknüpft: Friedrich Engels und seine Zeit und die Ausstellung „Historische Bierplakate“.

„Vom Engels Bruch zum Engels Haus“ betitelte Museumspädagoge Reiner Rhefus die Eröffnungsführung. Er nahm seine Zuhörer mit in die Barmer Vergangenheit und erläuterte zunächst am Modell den Zustand des Engels Bruch (das Gebiet rund um das heutige Historische Zentrum) von 1820.

Kurzweilig erzählte er vom Leben der Familie Engels, schilderte den Übergang der Manufaktur zum Kapitalismus, in dem die Weber zum angestellten Arbeiter wurden und ihre Selbstständigkeit verloren. Als „hündischen Kommerz“ soll Friedrich Engels seine Arbeit in der hauseigenen Spinnerei in Manchester empfunden haben.

„Wir befinden uns hier im sogenannten englischen Stall“, klärte Rhefus auf. Eine Rampe mit zwei Pferdeattrappen zeugt noch von der Vergangenheit des Gebäudes. Wer mochte, konnte die Kurbel des historischen Webstuhls bedienen, der die Weber damals zu ihren Aufständen veranlasste.

Weiter zog der interessierte Trupp nach draußen zum Gedenkstein, bewunderte die zwei letzten von ehemals 40 erhaltenen Arbeiterhäuser und erfuhr, dass ein Raum zum Wohnen und Arbeiten, inklusive Webstuhl, sowie ein Raum zum Schlafen zu Engels Zeiten für eine ganze Familie reichen musste. Für eine gemeinsame Besichtigung des 1775 erbauten Friedrich Engels-Haus reichte die Zeit nicht mehr, denn schon stand die nächste Führung an.

Nach so viel Information kam die Anleitung zum Bierbrauen für den Hausgebrauch im Innenhof des Komplexes gerade recht. Von dort war es nicht weit zur Bierplakate-Ausstellung. Der Slogan „Durst wird durch Bier erst schön“ ließ die Besucher schmunzeln. Wie die Verbindung zur Industrialisierung aussieht, erläuterte Projektberaterin Heike Ising-Ahus: „Bier ist ein altes Kulturgut“, stellte sie nüchtern fest.

Sie führte die Besucher durch die Ausstellung mit etwa 50 Plakaten, die fürs Bier werben. Plakate der Jugendstilepoche, hängen neben Beispielen des Artdeco der 20er und 30er Jahre.

Etwa 150 Karten wurden in der Kunst- und Museumsnacht im Historischen Zentrum verkauft. Eng wurde es daher teilweise im Treppenhaus, als es dort Erklärungen zur Ausstellung über Wuppertaler Brauereien gab.

Wer gekommen war, konnte darüber hinaus eine Fülle an Informationen erleben, sei es eine literarische Führung zu „Engels und seine Zeitgenossen“ oder sich bei „Armensuppe, Schnaps und Biere“ über die Ernährungsgewohnheiten in der Industriestadt der vorvergangenen Jahrhundertwende informieren.

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