Müllers Marionettentheater feiert Jubiläum

Zum 25-jährigen Bestehen zeigt Müllers Marionettentheater Stücke mit Poesie und Anspruch – getreu der eigenen Tradition.

Wuppertal. Eigentlich sind es ja Annes Festwochen", grinst Günther Weißenborn. Denn Anne-Kathrin Schmahl, die mal als Praktikantin bei Müllers Marionetten-Theater anfing, dann "zwischen Baum und Borke" aushalf und letztlich zur Puppenspielerin und Veranstaltungskauffrau ausgebildet wurde, absolviert im Juni ihre Abschlussprüfung. Dass sie die Prüfung besteht, davon sind die Weißenborns überzeugt - und das wird gefeiert. Der andere Grund für das mit feinsten Aufführungen gespickte Sonderprogramm im Juni ist der Tatsache geschuldet, dass es das überaus renommierte Marionettentheater nun im 26. Jahr gibt.

"Es gab auch mühsame Momente", erinnert sich Ursula Weißenborn, "aber wir wussten: es ist richtig, was wir tun." Denn als die Eheleute vor einem Vierteljahrhundert starteten, gab es "keine Lobby für Kinder. Wir sind damals belacht worden." Unbeirrbar setzten die gelernte Puppenspielerin, die ihre Finessen bei Fritz Fey erlernte, und der studierte Musikwissenschaftler, der eine erfolgreiche Karriere als Dramaturg absolvierte, nach dem Start in Bremen ihre Vision vom Theater am Ostersbaum fort.

Von 60 Inszenierungen sind 40nach wie vor im Repertoire. So wie die "Bremer Stadtmusikanten". Deren Zeitlosigkeit erklärt Ursula Weißenborn so: " Sie lösen sich von alten Pfründen, sind frech und trauen sich etwas. Und mit List und Tücke überlisten sie die Räuber." Das passt zur Aufbruchstimmung der heutigen Kinder. "Das Beste ist gut genug", fasst Günther Weißenborn Qualitätsanspruch an Stückauswahl und Spiel zusammen. Er ist davon überzeugt, Kinder können "gar nicht genug mit hoher Qualität in Bezug auf Sprache, Künste und Musik umgeben werden".

Im "Jim Knopf" etwa hört der Nachwuchs en passant Beethovens 6., im "Schneewittchen" gibt es Klangproben von Dvorak. "Action ist falsch, Wahrhaftigkeit ist wichtig." Das gilt auch für die Erwachsenenstücke wie "Zauberflöte", den "Vogelhändler" oder "Le Sacre du Printemps". "Blöd war manches, aber das haben wir vergessen", sagt Günther Weißenborn. Und anstelle sich über Negatives zu erinnern, besinnen sich die Weißenborns lieber ihrer Glanzlichter.

Dazu zählen neben vielen erfolgreichen Gastspielen ("wir sind ja so Spinner und spielen nicht auf Festivals - denn dann könnten wir ja nicht in Wuppertal spielen") die Zusammenarbeiten mit Hanna Jordan und Friedrich Meyer-Oertel zu Stanislaw Lems "Kyberberiade", bei der erotische Träume als Puppenspiel inszeniert werden mussten. "Da haben wir eine Riesenmarionette mit wackelnden Brüsten entwickelt, die einen Striptease hinlegte", so Ursula Weißenborn.

Und auch mit Tenor Placido Domingo standen die Strippenzieher 20 Abende zusammen auf der Opernbühne. "Das war eine Urwaldoper von Werner Herzog. Geplant waren zwölf Vorstellungen. Dass wir so viele Vorstellungen mehr hatten, war im Gründungsjahr unseres Theaters toll. Denn mit dem Geld konnten wir unser Theater finanzieren."

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