Fünf Fragen an Andreas Mucke Mucke: "Brexit war das beherrschende Thema"

Fünf Fragen an Andreas Mucke: Mucke: "Brexit war das beherrschende Thema"
Foto: Andreas Fischer

Herr Mucke, Sie haben der Partnerstadt South Tyneside einen Antrittsbesuch abgestattet. Wie hat man Sie denn kurz nach der Entscheidung der Briten zum Brexit empfangen?

Andreas Mucke: Der Empfang war super herzlich und es war eine sehr, sehr nette Stimmung. Das Brexit war tatsächlich bei jedem Treffen das beherrschende Thema. Unsere Gastgeber hatten ein strammes Programm vorbereitet. Ich habe eine Reihe von Veranstaltungen und Unternehmen besucht, der Brexit hat alle Gespräche bestimmt.

Wie wird die Entscheidung in der Partnerstadt aufgenommen?

Mucke: Die meisten Menschen, mit denen ich gesprochen habe, bedauern die Entscheidung sehr und befürchten, dass der europäische Gedanke verloren geht. Einige sind stinksauer auf die Politiker, die für den Austritt aus der EU geworben haben. Viele der 150 000 Einwohner in South Tyneside leben vom Export. Nissan produziert dort Autos. Die Angst vor dem Verlust von Arbeitsplätzen auch bei den Automobilzulieferern ist groß.

Allerdings haben 61 Prozent der Wähler in South Tyneside für den Austritt gestimmt. Wie erklären Sie sich das?

Mucke: Ich habe den Eindruck, dass es den Menschen dort weniger um den Brexit als den Protest gegen das Establishment in London und Westminster geht. Das Ergebnis war eine Attacke gegen Downing Street. Cameron hat immer gegen die EU gewettert und wollte doch EU-Mitglied bleiben. Der Konsequenzen des Austritts waren sich viele Menschen in der Partnerstadt nicht bewusst.

Wie sieht die Zukunft der Partnerschaft zwischen beiden Städten aus?

Mucke: Diese bewährte Partnerschaft besteht seit 65 Jahren, und es haben sich auf verschiedenen Ebenen so viele Beziehungen entwickelt, dass darüber kaum noch berichtet wird. In South Tyneside habe ich vier Schüler des Berufskollegs Werther Brücke getroffen, die gerade ein achtwöchiges Praktikum in der Partnerstadt machen, außerdem zwei Polizistinnen aus Wuppertal. Die Wuppertaler Big Band „Knapp daneben“ war mit 60 Personen angereist und hat fünf Konzerte gegeben, bei zwei konnte ich dabei sein.

Was können beide Städte voneinander lernen?

Mucke: South Tyneside hat zwar deutlich weniger Einwohner als Wuppertal, aber es gibt durchausvergleichbare Probleme. Aktuelle Themen dort sind die Entwicklung der Innenstadt, für die zurzeit viel Geld ausgegeben wird, die Quartiere, Billigläden und Leerstände — das sollte uns alles bekannt vorkommen.

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