Mordprozess gegen Daniel B.: TV-Abend am Tatort?

Am Dienstag hat das Gericht erste Zeugen gehört. Dabei wurden weitere Details über die Zeit vor dem Auffinden der Leichen bekannt.

Wuppertal. Am Montag hat Daniel B. vor dem Landgericht gestanden, zwei Menschen auf dem Gewissen zu haben - seine 15 Jahre alte Freundin und deren Mutter (53). Am Dienstag hörte das Gericht erste Zeugen.

B. hatte am Montag ausgesagt, er sei am Tattag vormittags noch als Küchenhilfe arbeiten gewesen. Das konnte ein als Zeuge geladener Vorgesetzter nicht bestätigen. B.sei zehn Tage vor der Tat zum letzten Mal zum Dienst am Herd erschienen. Die Arge-Maßnahme sei wegen des unentschuldigten Fehlens beendet worden. B. habe noch eine SMS geschickt, in der er vom tödlichen Unfall seiner Frau und seiner Schwiegermutter gesprochen habe - eine Lüge.

B. muss bei seinem Dienstantritt einen merkwürdigen Eindruck gemacht haben. Er trug Springerstiefel, eine Armeehose und eine Bomberjacke: "Da sah nicht freundlich aus", erinnert sich der Vorgesetzte.

Das markante Outfit des Angeklagten fiel auch anderen Zeugen auf. So ausstaffiert soll B. im Februar zum Vorstellungstermin für die Wohnung an der Friedrich-Engels-Allee erschienen sein. Im Gespräch habe sich der Eindruck aber verflüchtigt, erinnerte sich der als Zeuge geladene Hausverwalter. B.bekam die Wohnung, die direkt gegenüber der seiner späteren Opfer liegt.

Dort fanden Ende März zwei Sozialarbeiterinnen, die die 53-Jährige - eine Ex-Alkoholikerin - betreut hatten, die Leichen. Am Dienstag berichtete eine von ihnen, dass sie damals von einem Mann in Armee-Kleidung belauscht worden sei. War es B.? Die Zeugin erkannte den Angeklagten an Dienstag allerdings nicht zu 100 Prozent wieder. Der Belauscher damals habe gesagt, erst vor Kurzem eingezogen zu sein und habe dann fluchtartig das Haus verlassen. Das passt zum Verhalten des Angeklagten nach der Tat: Er soll die Tatort-Wohnung geputzt und wegen des Leichen-Geruchs die Türen abgedichtet haben.

Eine langjährige Lehrerin des getöteten Mädchens bestätigte, dass die 15-Jährige zuletzt teilweise wochenlang nicht zum Unterricht erschienen sei. Dass sich Mutter und Tochter darüber gestritten hatten, war Teil des Geständnisses des Angeklagten. Die Lehrerin sagte aber auch, dass die Hauptschülerin ihr Fehlen durchaus kompensiert habe und nicht sitzen geblieben sei.

Auch zwei Nachbarn aus dem Haus an der Friedrich-Engels-Allee kamen am Dienstag zu Wort. Sie hatten B. dabei geholfen, die Tatort-Wohnung aufzubrechen, weil der sich ausgeschlossen hatte. Was die Beiden nicht ahnten: In den Nebenzimmern lagen die in Bett-Tücher eingewickelten Leichen der Bewohnerinnen. Einer der Männer erinnerte sich, dass im Wohnzimmer der Fernseher lief. Wie berichtet, soll die Kripo am Tatort eine aktuelle und aufgeschlagene TV-Zeitschrift gefunden haben. Ein Indiz dafür, dass B. sich nicht nur zur Totenwache - so soll er es gegenüber der Kripo geschildert haben - sondern auch zum Fernsehgucken am Tatort aufgehalten hat.

Der Prozess um Totschlag und Mord wird am Mittwoch fortgesetzt.

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