Mord am Werth: Video zeigt die kaltblütige Tötung

Gericht zeigt Beweisfilm zu tödlichen Schüssen beim Juwelier. Witwer erträgt die Bilder nicht.

Wuppertal. Diese Bilder werden für immer im Gedächtnis bleiben: Im Prozess um den Mord in einem Juweliergeschäft am Werth im Oktober 2012 wurden am gestrigen Mittwoch die Videos der Überwachungskameras gezeigt. Die Bilder erwecken den Eindruck einer Hinrichtung. Für den Witwer des Opfers und eine überlebende Angestellte (26) waren sie unerträglich.

Auf den Videos vom 17. Oktober sind zunächst zwei Besuche der jetzt angeklagten Männer (22, 39) zu sehen. Das Duo lässt sich offenbar beraten. Schon der Anblick dieser Aufnahmen war für den Witwer schwer erträglich: Immer wieder wandte er seinen Blick ab, wenn seine getötete Ehefrau zu sehen war. Am ganzen Körper zitternd, kämpfte er mit den Tränen.

Als das Video vom dritten Besuch der Angeklagten lief, ließ der Richter es anhalten und warnte erneut alle Prozessbeteiligten vor den bevorstehenden brutalen Videosequenzen. Der Witwer und die Mutter der Getöteten verließen daraufhin den Saal.

Es ist verstörend, was die Kameras am 17. Oktober kurz nach 17 Uhr aufgenommen haben: Die beiden Angeklagten stehen vor dem Tresen, dahinter die 26-jährige Angestellte, neben ihnen das 33-jährige Opfer.

Als die Frau ihr Telefonat beendet, zieht der 39-Jährige eine Pistole, gibt zwei Schüsse auf die Angestellte ab. Unmittelbar danach richtet er kaltblütig die Waffe auf die 26-Jährige, die hinter dem Tresen Deckung sucht. Er lehnt sich über den Tresen, schießt von oben auf die junge Frau. Dann flüchten die Täter.

Es folgen Szenen wie aus einem Horrorfilm: Sekunden später steht die zunächst regungslos auf dem Boden liegende 26-Jährige auf und verlässt das Geschäft. Durch die Scheibe sieht man, wie die Angeschossene auf dem Werth zusammenbricht.

Als diese Szene am Mittwoch auf den Monitoren zu sehen waren, verlor die am Tattag schwer verletzte 26-Jährige — sie tritt im Prozess als Nebenklägerin auf — die Fassung. Unter Tränen lief sie aus dem Saal, schrie zweimal in Richtung der Angeklagten: „Guckt Euch das an!“

Die beiden Männer richteten ihre Blicke weiter starr auf den Boden vor der Anklagebank, ignorierten das Beweisvideo und ihr Opfer. Auch als der Film die Rettungsversuche im Juweliergeschäft zeigt: Ein Arzt versucht, die 33-Jährige per Herzmassage zu reanimieren — minutenlang. Seine Frau gibt parallel dazu eine Mund-zu-Mund-Beatmung.

Auf dem Weg ins Krankenhaus starb die 33-Jährige. Der Mordprozess wird heute fortgesetzt.

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