Monet: Besucher-Ansturm überfordert das Museum

Die Rekord-Ausstellung bringt das Von der Heydt-Museum an seine Grenzen und verärgert die Besucher. Es hagelt Proteste an der Organisation.

Wuppertal. Wer hoch fliegt, kann tief fallen. An sich hat Gerhard Finckh also Glück, dass er kein Pilot ist, sondern als Kunstkenner den Kurs vorgibt. Trotzdem erlebt der Leiter des Von der Heydt-Museums derzeit einen Höhenflug nach dem anderen. Denn die Monet-Ausstellung wird einen neuen Rekord aufstellen. So viel ist jetzt schon sicher. Auch wenn erst am Ende - am 28. Februar 2010 - abgerechnet wird. "Als wir die Schau geplant haben, hatten wir knapp über 100.000 Besucher im Blick", sagt Finckh, der die Messlatte längst höher gelegt hat. "Jetzt peilen wir 200.000 Gäste an."

Kein Wunder, denn die erste umfassende Retrospektive auf deutschem Boden übertrifft alle Erwartungen: Schon mehr als 85.000 Besucher sind am Turmhof in die Welt Claude Monets eingetaucht. "Wir haben täglich rund 2000 Besucher, die freudestrahlend aus der Ausstellung kommen." Das ist geschickt formuliert, denn wer die erlesenen Meisterwerke tatsächlich sieht, gerät schnell ins Sinnieren, Staunen oder Schwärmen. Doch der Weg dorthin ist nicht einfach. Die Wartezeit ist mitunter lang, die Kritik mancher Besucher zum Teil sehr laut. Denn auch ein Museumsdirektor kann in Turbulenzen geraten, wie Finckh in den vergangenen Wochen feststellen musste.

Nicht nur bei der Eröffnung am 11. Oktober gab es verärgerte Gesichter: Am ersten Tag wurde das Museum wegen Überfüllung zeitweise geschlossen, nicht geladene Gäste wurden abgewiesen. Auch später gab es immer wieder Beschwerden - vor allem, weil die Info-Hotline überlastet war. "Wir haben Fehler gemacht, das müssen wir einräumen", sagt Finckh. "Als wir Anfang des Jahres eine Hotline eingerichtet haben, konnten wir uns nicht so recht vorstellen, wie viele Anrufe wir bekommen."

Die Realität machte schnell klar, dass es viel zu viele waren. "Als wir gemerkt haben, dass wir es mit unserem Personal nicht bewältigen können, haben wir das dann an das städtische Call-Center abgegeben." Dort sind nun 40 Mitarbeiter im Einsatz, die rund 1000 Anrufe am Tag bearbeiten. "Sie geben allgemeine Auskünfte und beraten die Besucher. Nur wenige Anrufe mit Detailfragen werden ins Museum durchgestellt. Das ist eine große Erleichterung."

Zumal der Ansturm nicht kleiner wird. Im Gegenteil. 10.000 Kataloge wurden bereits verkauft, auch 2000 Filme haben bereits den Besitzer gewechselt - die Monet-DVD ist im Rahmen der Ausstellung zu sehen und ein echter Renner geworden.

Finckh hat also allen Grund zur Freude: "Die Ausstellung läuft wie verrückt." Sie bringt das Museum allerdings auch an seine Grenzen. "Feuerschutz, Versicherung und Gebäudeordnung geben uns vor, dass zeitgleich nur 200 Besucher in der Ausstellung sein dürfen", erklärt der Direktor. Das hat zur Folge, dass es Eintrittskarten inzwischen nur noch an der Kasse gibt. "Online konnten 200 Karten pro Tag vorbestellt werden", betont Finckh. "Dieses Kontingent ist nun ausgereizt." Mit anderen Worten: Online-Buchungen sind nicht mehr möglich.

Auch sämtliche Führungen sind ausgebucht. Weshalb die Zahl der Online-Karten und der Führungen überhaupt begrenzt wurde? "Weil wir denen, die spontan kommen, das Signal geben möchten, dass sie auch reinkommen. Und dass sich Wartezeiten bis zu vier Stunden auch lohnen." Finckh selbst wird übrigens ebenfalls belohnt. Denn abgesehen von der Kritik am Drumherum gibt es breite Zustimmung an der Ausstellung als solcher. "Wenn ich durch das Museum gehe, wird mir neuerdings auf die Schulter geklopft. Oder es sagt jemand: ,Toll gemacht.’" Finckh schmunzelt. "Das ist schon komisch, denn es sind ja nicht meine Bilder..."

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