Kolumne Mit vereinten Kräften: Löschzüge für Wuppertal

Wuppertal · Die 15 Löschzüge der Freiwilligen Feuerwehr Wuppertal haben sich auf bestimmte Aufgaben spezialisiert.

  Matthias Dietrich ist Brandinspektor bei der Freiwilligen Feuerwehr.

Matthias Dietrich ist Brandinspektor bei der Freiwilligen Feuerwehr.

Foto: Fries, Stefan (fri)

Ein Großbrand im Stadtteil Wichlinghausen ruft gegen Mittag unseren Löschzug auf den Plan. Es brennen mehrere Gebäude einer Hinterhofbebauung. Das Feuer droht auf weitere angrenzende Gebäudekomplexe überzugreifen. Zahlreiches Einsatzpersonal der Berufsfeuerwehr ist bereits an der Einsatzstelle aktiv. Da die Anzahl dennoch nicht ausreicht, rücken nun mit den Löschzügen Langerfeld, Dönberg und Ronsdorf auch Einheiten der Freiwilligen Feuerwehr an. Ergänzend wird der Umweltschutzzug alarmiert, um verunreinigtes Löschwasser aufzufangen und in die Kanalisation umzupumpen.

Wir machen uns mit einem Hilfeleistungslöschfahrzeug auf den Weg zur Einsatzstelle. Gleichzeitig besetzt weiteres Personal von unserem Löschzug ein zweites Hilfeleistungslöschfahrzeug und die Drehleiter. Die beiden Fahrzeuge rücken jedoch nicht zur Brandstelle aus, sondern besetzen mit weiteren Einheiten der Freiwilligen Feuerwehr die entleerten Wachen der Berufsfeuerwehr in Barmen und Elberfeld.

Die deutliche Rauchentwicklung ist bereits in einiger Entfernung wahrzunehmen. Nach unserem Eintreffen an der Einsatzstelle nehme ich Kontakt mit dem Einsatzleiter auf und erhalte von ihm einen Einsatzbefehl. Wir werden mit unserer Fahrzeugbesatzung einem Abschnitt an der nördlichen Gebäudeseite zugeteilt. An dieser Stelle arbeitet bereits die Berufsfeuerwehr und versucht, das Übergreifen der Flammen auf ein Wohnhaus zu verhindern. Der Abstand zwischen dem brennenden Gebäude und dem Wohnhaus beträgt an dieser Stelle nur wenige Meter. Sofort rüstet sich ein Trupp unserer Besatzung mit Atemschutzgeräten aus. Gemeinsam mit den Kräften der Berufsfeuerwehr nehmen wir zwei C-Rohre vor und halten die Flammen zurück. Der gesamte Bereich ist in dichten Rauch gehüllt. Obwohl alle Fenster des angrenzenden Wohnhauses geschlossen sind, ist es bereits deutlich verraucht. Unüberhörbar schrillt das Piepsen der dortigen Rauchwarnmelder.

Nach einer Weile ist die Lage unter Kontrolle und die Gefahr einer Brandübertragung auf das Wohnhaus gebannt. Jetzt versuchen wir von unserer Position aus, die Brandbekämpfung im Bereich der Hinterhofbebauung zu intensivieren. Zeitgleich lüften wir das Wohngebäude und versuchen damit, den Schaden innerhalb des Gebäudes in Grenzen zu halten.

Auch in den anderen Abschnitten zeigen die umfangreichen Löschmaßnahmen erste Erfolge. Mit drei Drehleitern – inzwischen wurde auch die Ronsdorfer Drehleiter von der Wachbesetzung abgezogen und zur Einsatzstelle alarmiert – und zahlreichen handgeführten Strahlrohren sind die Einsatzkräfte mit der Brandbekämpfung beschäftigt.

Es ist eisig kalt und die Temperaturen lassen das Löschwasser auf der Straße gefrieren. Mit Streusalz beseitigen wir das unfallträchtige Glatteis. In unserem Einsatzabschnitt tauschen wir etwa alle 30 Minuten unsere Atemschutztrupps aus, da nach diesem Zeitraum der Atemluftvorrat erschöpft ist und die Feuerwehrleute eine Pause benötigen. Währenddessen werden sie mit neuer trockener Einsatzkleidung und warmen Getränken versorgt, bevor sie sich wieder für den nächsten Löscheinsatz bereitmachen.

Inzwischen setzt die Dunkelheit ein und wir bauen Scheinwerfer zur Beleuchtung unseres Einsatzabschnittes auf. Immer wieder lodern Flammen auf und es ist sehr aufwendig, die vielen versteckten Brandnester abzulöschen. Im Außenangriff sind unsere Möglichkeiten begrenzt und daher betreten wir mit gebotener Umsicht das vollständig ausgebrannte Gebäude. Es zeigt sich ein völlig verbranntes Treppenhaus. Die Inneneinrichtung der angrenzenden Räume ist vom Feuer zerstört. Überall liegen Möbelstücke und Inventar herum. Große Teile des Daches sind eingestürzt. Die Räume sind knöcheltief mit Löschwasser gefüllt. Mit einer speziellen Wärmebildkamera können wir im dichten Rauch mittels Infrarot die restlichen Brandstellen finden. Nun müssen wir in mühevoller Handarbeit Zugang zu den verbliebenen Glutnestern herstellen und diese dann gezielt ablöschen.

Die Nachlöscharbeiten werden noch eine geraume Zeit in Anspruch nehmen und wir selbst sind inzwischen seit nunmehr knapp fünf Stunden im Einsatz. Daher organisieren wir die Ablösung unserer Einsatzkräfte durch frisches Personal. In den anderen Einsatzabschnitten kann das Einsatzpersonal aufgrund des Löscherfolges reduziert werden oder es wird ebenfalls sukzessive durch neue Kräfte ersetzt.

Die gesamte Nacht und auch am folgenden Vormittag ist die Feuerwehr noch im Einsatz. Erst dann ist das Feuer völlig abgelöscht. Wie nach solchen Großeinsätzen üblich warten nunmehr zahllose verdreckte Schläuche und benutzte Atemschutzgeräte in den Werkstätten der Berufsfeuerwehr auf Reinigung und die Wiederherstellung der Einsatzbereitschaft. Dieser Einsatz wird die Feuerwehr somit noch einige Tage beschäftigen.

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