Karneval Mit Silvia Hagedorn tritt die Grande Dame des Karnevals ab

Wuppertal · Auch die Große Wuppertaler Damen KaGe löst sich auf.

 Silvia Hagedorn hört mit 75 Jahren als Präsidentin der Großen Wuppertaler Damen KaGe auf.

Silvia Hagedorn hört mit 75 Jahren als Präsidentin der Großen Wuppertaler Damen KaGe auf.

Foto: Fries, Stefan (fri)

Das prachtvolle Musketier-Kostüm und den imposanten Dreispitz, in dem sie an jeder Weiberfastnacht den Sturm auf das Rathaus angeführt hat, wird Sylvia Hagedorn zukünftig nur noch als interessierte Karnevalsfreundin tragen. Und der Damensitzung der Großen Wuppertaler Damen KaGe wird die große Dame des Wuppertaler Karnevals nicht mehr präsidieren, einfach weil deren Streichung aus dem Vereinsregister schon beantragt ist. Silvia Hagedorn (75) macht Schluss mit dem aktiven Dienst am närrischen Treiben.

 „Ich habe zuletzt mehrere OPs über mich ergehen lassen müssen und bin jetzt 75 Jahre alt geworden. Leider sind die meisten Damen in unserer Gesellschaft in meinem Alter und deshalb habe ich auch keine geeignete Nachfolgerin gefunden“, erklärt Silvia Hagedorn das Ende einer Ära in Wuppertals buntem Treiben. 35 Jahre führte sie die Große Wuppertaler Damen-Karnevalsgesellschaft, die 1977 von Brigitte Boes gegründet worden war. 1979 ist die frohgemute Seniorin beigetreten, hat 1984 den Vereinsvorsitz übernommen und die Damensitzungen geleitet. Im Gegensatz zu den Herrensitzungen wird bei denen Damen auf deftige Witze verzichtet. „Wir wollten einfach nur unseren Spaß haben“, erklärt die scheidende Präsidentin, die im Februar im Sonnborner Gemeindesaal ihre letzte Sitzung leitete.

Zuvor war man in der Stadthalle, als die renoviert wurde, in der Unihalle, die dann auch renoviert werden musste („Das hatte aber nichts mit Folgen der Damensitzungen zu tun“, sagt Martin Hagedorn, ihr Ehemann, der gleichfalls auf eine imponierende Karnevalskarriere zurückblicken kann). „Danach waren wir viele Jahre im Breuer-Saal, den es ja leider nicht mehr gibt.“ „Unsere Damensitzungen waren immer recht gut besucht, doch hätten wir uns oft mehr Aufmerksamkeit durch die Medien gewünscht“, so Silvia Hagedorn.

Mit Gottfried Gurland, Ursula Kraus, Hans Kremendahl, Peter Jung und Andreas Mucke hat sie in jedem Jahr an Weiberfastnacht nach dem Weibersturm auf das Rathaus fünf Oberbürgermeistern im Laufe ihres 35-jährigen Präsidiums die Leviten gelesen. Und zwar in wohlgesetzten Reimen und mit kabarettistischer Schärfe. „Zwar hatten alle Amtsinhaber ein unterschiedliches Temperament, doch alle haben Spaß und auch den Ernst hinter den Worten verstanden“, erinnert sich die ehemalige Pharmareferentin aber auch daran, dass Hans Kremendahl immer ein wenig Zeit brauchte, um aufzutauen. „Er war wie ich aus Cronenberg, und die haben es nicht so mit dem Karneval“, meint die ehemalige „Dörperin“, die jetzt in Vohwinkel wohnt, selbstkritisch.

Auch Silvia Hagedorn und ihr Mann Martin sind erst durch die gemeinsame Tochter Elvira zum Karneval gekommen. „Die Elvira heißt jetzt Dunkel, wohnt in Österreich und hat mit Karneval nichts mehr am Hut.“ Was den Hagedorns bleibt, sind Hunderte von klirrenden, glänzenden Orden und viele schöne Erinnerungen. Eine Anekdote bringt beide immer noch zum Schmunzeln. „Vor rund 25 Jahren hat uns die ,Gänseliesel’ Ingrid Patzer mit ihrer Drehorgel immer beim Sturm auf das Rathaus begleitet. Aber einmal konnte sie nicht. Da habe ich meinen Mann gebeten, sich als Frau zu verkleiden und Gänseliesels Rolle zu übernehmen. Er war mit Perücke sogar eine sehr attraktive Frau, und niemand hat ihn erkannt.“

Im Gegenteil, man hielt ihn wohl für ein „tolles Weib“, was einige „Herren“ dazu animierte, ihm in Macho-Manier auf den Allerwertesten zu klopfen. „Nachdem das mehrfach passiert ist, war ich es leid und habe mich schnell demaskiert“, so Hagedorn, der sich flugs von „Martina“ wieder in Martin zurück verwandelte.

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