Mit 66 Jahren zur Doktorwürde

Der Wuppertaler Matthias Dohmen beendet in diesem Jahr seine Doktorarbeit.

Mit 66 Jahren zur Doktorwürde
Foto: Uwe Schinkel

Wuppertal. Nach einem langen Berufsleben genießen die meisten Menschen ihren wohlverdienten Ruhestand. Der Wuppertaler Matthias Dohmen hat dagegen noch viel vor: Er nutzt die vermehrte Freizeit für ein Projekt, das mit Ausruhen wenig zu tun hat: Er schreibt seine Doktorarbeit. „Da haben sich viele Freunde schon gewundert“, sagt Dohmen. „Die meisten sind selbst Rentner und froh, mit großen Projekten abgeschlossen zu haben. Und da fang’ ich nochmal ganz von vorne an.“

Dohmen studierte Geschichte, Philosophie und Politik in Bonn und schrieb seine Magisterarbeit in Neuerer Geschichte. Daran schließt er in seiner Doktorarbeit nun an. Es geht um die Darstellung der Weimarer Republik durch Historiker der DDR und der BRD. Seinen Doktorvater hat Dohmen an der Uni Düsseldorf gefunden. „Wenn ich da rumlaufe, denken die anderen Studenten immer, ich wär Professor“, erzählt Dohmen von den Seminar-Besuchen. Meistens arbeite er aber zu Hause oder in der Bibliothek. Doch warum überhaupt mit 66 Jahren promovieren? „Ich bin ein sehr unruhiger Geist.

Als ich in Rente ging, brauchte ich eine Beschäftigung.“ Den Traum, seinen Doktor zu machen, hegte Dohmen, der am Katernberg wohnt, schon lange. „Aber das war nie ein Thema, weil ich die Zeit gar nicht hatte“

Das hat sich geändert. Doch „wieder den Anschluss zu finden, war nicht leicht. Ich musste mich nach vierzig Jahren komplett neu einlesen. Es gab Zeiten, da habe ich die Arbeit verflucht“, sagt Dohmen. Eine große Hilfe ist, anders als bei seinem ersten Uni-Abschluss, der Computer. „Bei meiner Magisterarbeit musste ich manchmal Seiten dreimal schreiben, bis sie fehlerfrei waren.“ Das gehe heutzutage leichter. Mittlerweile ist die Hälfte der Doktorarbeit fertig — und Dohmen ist trotz allem froh, sich der Herausforderung gestellt zu haben. „Ich wollte der Welt und mir selbst beweisen, dass ich das noch kann.“

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