Mit 62 Jahren erstmals auf zum Mount Everest

Ursula Hammer hat in diesem Jahr den Kilimandscharo bestiegen und war im Himalaya-Gebirge.

Wuppertal. Als Ursula Hammer davon sprach, einmal den Kilimandscharo erklimmen zu wollen, hat sich noch niemand gewundert. Schließlich spinnt jeder einmal herum. Doch als die 62-Jährige mit den konkreten Planungen für eine Trekking-Tour in Tansania begann, machten sich die ersten Leute Sorgen. Hammer erinnert sich: „Nur mein Sohn, der hat gesagt: Mach das doch. Der hat auch nicht daran gezweifelt, dass ich das schaffen kann.“

Initialzündung für das abenteuerliche Vorhaben war ein Fernsehbericht über den Kilimandscharo. „Da habe ich mir gesagt: Da gehe ich jetzt drauf“, sagt Hammer mit einem Lächeln. Dabei hatte sie es bislang mit keinem vergleichbaren Berg aufgenommen. „Wir waren früher öfter mal in Österreich zum Wandern“, erzählt die Wuppertalerin. Wir — das waren sie und ihr Mann. Vor fünf Jahren verlor er den Kampf gegen den Krebs. Danach habe sich die Witwe gesagt: „Jetzt hole ich meine Jugendträume nach.“

Ihr Enkel fand für Hammer im Internet eine zwölfköpfige Wandergruppe. Am 2. Januar 2010 begann der fünftägige Aufstieg bis auf 5895 Meter — der Spitze Afrikas. Die Gruppe übernachtete in spartanischen Hütten und schlief wenig.

Besonders das letzte Stück war ein Kraftakt. Vor dem Erreichen des Gipfels wurden Hammer und ihren Mitstreitern nur drei Stunden Schlaf gegönnt. Mitten in der Nacht ging es weiter. Das Ziel: Bei Sonnenaufgang auf dem Gipfel zu stehen. Am Gilman’s Point, rund 300 Höhenmeter vor dem Ziel, merkte Hammer erstmals, dass ihr der Aufstieg an die Substanz geht.

Bis dahin gehörte sie zu den Wenigen, die keine körperlichen Probleme hatten. Sie sagt: „Ich habe eine gute Ausdauer und mir hat auch die dünne Luft in diesen Höhen nicht zu schaffen gemacht.“ Doch der Gilman’s Point wurde für die Wuppertalerin nicht zum Wendepunkt. Sie sagte sich: „300 Meter? Das schaffst du auch noch.“ Und sie hat es geschafft. Das Foto von dem unvergesslichen Sonnenaufgang um 6.15 Uhr auf der Spitze des Kilimandscharo hängt jetzt in ihrem Wohnzimmer.

Nach dem gelungenen Abenteuer hatte Hammer, die sich im Alltag mit Aquajogging und Walking fit hält, Blut geleckt. Im Oktober ging es ins Himalaya-Gebirge, wo sich die 62-Jährige noch größeren Aufgaben stellte. Bei Temperaturen von bis zu Minus 15 Grad legte sie bei mehreren Anstiegen insgesamt 10.000 Höhenmeter zurück.

Während viele Mitglieder der Trekking-Gruppe krank wurden oder einen Kreislauf-Kollaps erlitten, brauchte Hammer noch nicht einmal Aspirin zur Blutverdünnung zu schlucken. Ihr Geheimnis: „Ich habe einfach viel Cola getrunken.“ Um sich nicht zu verkühlen, verzichtete sie zudem 16 Tage aufs Haarewaschen.

Am Ende habe sie auch diese Tour keinen Moment bereut. Auch wenn sie den Mount Everest oder einen anderen 8000er nicht bestiegen hat. Dafür wäre eine Bergsteiger-Ausrüstung unerlässlich gewesen. Die Wanderlustige erklärt: „Ich gehe nur so weit, wie meine Füße mich tragen.“ In Ursula Hammers Fall ist das ziemlich weit.

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