Missbrauch: Tochter belastet angeklagten Vater

Weil der 45-Jährige zu den schweren Vorwürfen schweigt, musste die volljährige Tochter beim Prozessauftakt am gestrigen Dienstag vor dem Landgericht als Zeugin aussagen.

Wuppertal. Seit dem gestrigen Dienstag muss sich ein 45 Jahre alter, mehrfacher Familienvater vor dem Landgericht verantworten. Der Vorwurf: schwerer sexueller Missbrauch und Misshandlungen von Schutzbefohlenen. Die Opfer sind laut Anklage die leiblichen Töchter und Söhne des Angeklagten.

Während der Staatsanwalt die Anklage verlas — sie listet mehr als 20 Fälle auf, darunter gefährliche Körperverletzung und Vergewaltigung — schüttelte der 45-Jährige immer wieder den Kopf und starrte auf den Boden. Als das Gericht ihn fragte, ob er etwas zu den Vorwürfen sagen wolle, ergriff Verteidiger Peter Wülfing das Wort: „Wir wollen zurzeit keine Angaben machen.“

Eine Ansage mit Folgen. In dem Verfahren gelten die mutmaßlichen Opfer als Hauptbelastungszeugen. Eine Aussage beziehungsweise ein Geständnis des Vaters würde ihnen die Aussage als Zeuge vor Gericht ersparen.

Peter Wülfing, Verteidiger

Weil der angeklagte Vater von seinem Schweigerecht Gebrauch machte, musste die älteste bereits volljährige Tochter aussagen. Das geschah unter Ausschluss der Öffentlichkeit. Nach WZ-Informationen soll die junge Frau ihren Vater belastet haben. Das Gericht soll zudem angeordnet haben, dass der Vater während der Vernehmung nicht im Saal war. In öffentlicher Sitzung hatte der 45-Jährige zuvor darauf bestanden, bei der Aussage der Tochter dabei zu sein.

Wie berichtet, soll sich der Angeklagte von 1998 bis 2010 an seinen beiden Töchtern sexuell vergangen haben. Einen seiner Söhne soll er unter anderem gezwungen haben, Erbrochenes zu essen. Tatorte waren laut Anklage unter anderem ein Stall, der zu einer Immobilie in Wuppertal gehörte, und das Appartement der ältesten Tochter. Auch während der gemeinsamen Familienferien in Dänemark soll es laut Staatsanwaltschaft zu den Übergriffen gekommen sein.

Durch versteckte Drohungen habe der 45-Jährige, der zuletzt als Ein-Euro-Jobber arbeitete, die mutmaßlichen Opfer zum Schweigen gebracht. Abends am Küchentisch soll er seinen Kindern immer wieder signalisiert haben, dass der Mutter oder ihnen „etwas passiere“, wenn sie ihn verraten.

Der bislang nicht vorbestrafte Mann befindet sich seit Dezember 2012 in U-Haft. Für den Prozess sind fünf weitere Verhandlungstage angesetzt.

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