Missbrauch: Kind hat nichts erzählt

Prozess: Vater des mutmaßlichen Opfers macht sich schwere Vorwürfe.

Wuppertal. Ein Rentner (68) muss sich wegen Kindesmissbrauchs vor dem Amtsgericht verantworten. Er soll sich vielfach an der damals sechsjährigen Tochter einer Wuppertaler Fabrikantenfamilie vergangen haben (die WZ berichtete). Unerklärlich ist, dass die Eltern nichts vom Missbrauch bemerkt haben und das Opfer, die heute 25-Jährige, erst vor wenigen Jahren Anzeige erstattet hat. Ihr Vater sagte jetzt als Zeuge vor Gericht aus.

Vor 20Jahren sei der nun Beschuldigte mit seiner Frau nach Wuppertal gekommen, habe mietfrei im Gästehaus wohnen dürfen. Man freundete sich an. Die jüngste Tochter blieb bei den Beiden, wenn die Wuppertaler auf Reisen waren. Der Vater vor Gericht: "Das Kind hat sich nie beschwert oder etwas über den Missbrauch erzählt. Im Nachhinein machen wir uns große Vorwürfe, von all dem nichts bemerkt zu haben." Aus heutiger Sicht habe es Alarmzeichen gegeben: So sei das Kind im Gegensatz zu den beiden älteren Geschwistern aggressiv gewesen, habe Körperkontakt gemieden, sich nicht Baden lassen und als Schülerin neonfarbene Kleidung getragen. "Das waren vielleicht Warnzeichen, die wir nicht verstanden haben", so der Vater unter Tränen.

Die frühere Grundschullehrerin des Mädchens, die als Zeugin gehört wurde, erinnerte sich: "Mir fiel damals auf, dass sie nach Schulschluss noch in der Klasse herumtrödelte und nicht zu dem vor der Schule auf sie wartenden Mann ins Auto steigen wollte." Beim Elternabend sprach sie den Vater darauf an und erfuhr, dass es sich um einen "Freund der Familie" handele. Später, vom Vater darauf angesprochen, soll die Tochter erklärt haben: "Ich will nicht, dass meine Mitschülerinnen glauben, der Mann mit der Fellmütze sei mein Vater."

Der Angeklagte schweigt zu den Missbrauchs-Vorwürfen. Die Verteidigung behauptet, dass die 25-Jährige den Angeklagten entweder verwechselt oder wissentlich falsch belastet.

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