Ministerin legt Grundstein für umstrittenes Jugendgefängnis

Am Scharpenacken beginnen die Rohbauarbeiten für das umstrittene Jugendgefängnis. Im Mai 2011 soll die Strafanstalt für 500 Häftlinge fertig sein.

Wuppertal. Die offizielle Zeremonie der Grundsteinlegung für die neue Jugendvollzugsanstalt (JVA) vor den Toren Ronsdorfs begann für NRW-Justizministerin Roswitha Müller-Piepenkötter (CDU) mit einer Protokoll-Panne.

Im Glauben, schon den Ort des Geschehens erreicht zu haben, stoppte die Ministerin an der Einfahrt zu der Großbaustelle. Dort hatten sich aber lediglich zwei Dutzend schwarz gekleidete Demonstranten versammelt, um den Naturschutz am Scharpenacken zu Grabe zu tragen. Sie gingen davon aus, die Ministerin wolle sich mit ihnen unterhalten. Doch Fehlanzeige: Als die ihren Irrtum erkannte, verschwand die Roswitha Müller-Piepenkötter kommentarlos.

Einen Kilometer weiter, mitten im Rodungsgebiet, gab es dann viele lobende Worte für Wuppertal: "Den Wuppertalern und den Ronsdorfern möchte ich ein großes Dankeschön für die gute Aufnahme des Jugendvollzugs sagen", hob die Justizchefin hervor.
Und es ist tatsächlich ein dickes Pfund, das den Ronsdorfern da ins Naherholungsgebiet vor ihrer Haustür gesetzt wird. Zehn Hektar Fläche soll die neue Haftanstalt beanspruchen, an der sich nach 2011 noch die Bereitschaftspolizei sowie die Landesvollzugs- und Landesfinanzschule anschließen sollen.

Seit 2007 läuft das Plan- und Feststellungsverfahren. Und seit 2007 wird über den Knastbau auf Erbschlö diskutiert, wird gegen das Vorhaben protestiert und juristisch vorgegangen. Gerade deshalb fühlte sich Oberbürgermeister Peter Jung (CDU) in der Pflicht, noch einmal ein klares Bekenntnis der Stadt zu der Landesinvestition abzugeben. Dabei nahm er gleich die SPD mit ins Boot, denn, so Jung: "Wenn sich die beiden großen Parteien nicht einig gewesen wären, stünden wir jetzt nicht hier."

Ferdinand Tiggemann, Geschäftsführer des Bau- und Liegenschaftsbetriebes NRW, setzte noch eins drauf und betonte, wie sehr den Bauherren der Umweltschutz am Herzen liege, dass der Scharpenacken natürlich als Naherholungsgebiet erhalten bleibe.
Im Gegenzug werden in Wuppertal durch die JVA mehr als 250 - zudem krisenfeste - Arbeitsplätze geschaffen und wichtige Landeseinrichtungen in der Stadt gehalten. Landesweit ist der Bau laut Müller-Piepenkötter ein Meilenstein, der den Jugendstrafvollzug "einen großen Schritt nach vorne" bringe.

Bürgerinitiativen und die Wuppertaler Grünen erneuerten unterdessen ihre Kritik an der Standortwahl. Sie gehen davon aus, dass die Einrichtungen auch an einer naturverträglicheren Stelle hätten errichtet werden können.

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