Miniatur-Wuppertal aus bunter Pappe

Großprojekt: Der Verein „Wuppertal-Achse“ baut das Stadtbild der 1930er Jahre als Modell nach. Gefragt sind Geduld und alte Baupläne.

<strong>Wuppertal. Die Pläne sind groß, nein, riesig sogar. Ähnlich wie der Hamburger Besuchermagnet "Miniatur-Wunderland", der dank Bank-Darlehen in kürzester Zeit aus dem Nichts gestampft wurde, soll in Wuppertal eine Modellanlage im großen Maßstab entstehen. Seit drei Jahren bastelt Jürgen Kuntze mit seinem Team der "Wuppertal-Achse e.V." an einem Wuppertal der dreißiger Jahre im Maßstab 1:87. "Wir wollen eine Geschichtswerkstatt werden", sagt Kuntze. "Und von dem Ruf weg, dass wir ein Bastelverein sind." Schon jetzt schneiden zwölf Ein-Euro-Jobber täglich Fenster aus Pappe aus, kleben Folie dahinter, drapieren Grün davor. Als nächsten Schritt möchte Kuntze zwei Lehrlinge ausbilden, als Teilezurichter oder Industriemechaniker. "Aber es fehlen uns die finanziellen Mittel." Verhandlungen mit IHK und Banken laufen.

Dabei hat der Verein im vergangenen Jahr einen herben Rückschlag erlitten. Im September drangen Diebe in die Räume am Rauental ein und klauten Loks, Anhänger und Autos. Nichts davon ist bisher wieder aufgetaucht - nur ein Mitarbeiter ward seitdem nicht mehr gesehen. "Bis Mitte des Jahres wollen wir wieder etwas Fahrbares hier haben", hofft Kuntze.

Ehrgeiziges Nahziel ist derzeit, eine kleine, funktionierende Schwebebahn in Serie herzustellen und zu verkaufen. So will der Verein weitere Gelder einnehmen. Bisher ist der Abschnitt Rittershausen zwischen Höfen und Stennert fertiggestellt - acht Meter lang und rund drei Meter breit ist die Anlage derzeit. Geplant ist eine Länge von 140 Metern. Allerdings werden Häuser, Straßen und Gleise gerade auf einen stabileren Unterbau verlagert.

Das Material versuchen die Enthusiasten kostenlos zu bekommen. Häuser werden aus Supermarkt-Kartons und Raketen-Stäben geleimt, Felder entstehen aus gefärbten Teppich- und Tapetenresten, ein altes Bettlaken soll ein Berg werden. Kuntze: "Alles, was der Haushalt nicht mehr braucht, bauen wir hier ein."

Die liebevollen Details zeigen, was mit Phantasie daraus werden kann. Dabei frieren die Bastler in ihrer Halle, weil der Vermieter die versprochene Heizung bisher nicht eingebaut hat und nur der kleine Nebenraum geheizt werden kann. Trotzdem kommen nicht nur die rund 45 Mitarbeiter, sondern auch Gäste, um die Landschaft von 1935 zu bestaunen. Und wer weiß, vielleicht stehen eines Tages auch Besucher aus Köln oder Düsseldorf Schlange, um das Miniatur-Wuppertal zu besichtigen.

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