Mini-Häuser, Hostel & Co.: Ideen für die Kreuzkirche

Bei einer Veranstaltung waren Möglichkeiten zur Nutzung des Gotteshauses Thema.

Mini-Häuser, Hostel & Co.: Ideen für die Kreuzkirche
Foto: Uwe Schinkel

Nordstadt. „Wir müssen die vielen guten Ideen auf ihre Realisierbarkeit prüfen“, sagt Michael Felstau vom Netzwerk „Urbane Gärten“ und schaut dabei auf die Kreuzkirche in der Friedrichstraße. Das prachtvolle Gotteshaus, das auf dem Weg vom Neumarkt zum Bahnhof Mirke einen unübersehbaren und attraktiven Blickfang bildet, ist wegen seiner vielfältigen sozialen Funktionen zu einem unersetzlichen Ort im Quartier geworden.

Ein wichtiger Aspekt ist die Ausgabe kostenfreier Mahlzeiten an Bedürftige und Obdachlose, weil gerade dieser Stadtteil von großer Armut geprägt ist. Ein Teil der Zutaten für die Mahlzeiten wächst übrigens direkt vor und neben der Haustür im „urbanen Garten“ rundum die Kirche. Ein Projekt, das die Menschen zum Mitmachen, zum Gärtnern und zur Pflege der Pflanzen anregt und auch deshalb die Gemeinschaft fördert. Eine soziale Initiative, die die Kreuzkirche auch in den Fokus des „Social Design Awards“ des Nachrichtenmagazins „Spiegel“ und unter 150 internationalen Projekten in die Liste der Top 10 brachte.

Ebenso ist die Kreuzkirche, die auch unter dem Namen „Diakoniekirche“ bekannt ist, Versammlungsort für diverse andere soziale Projekte und bisweilen Treffpunkt der Bezirksvertretung — sie bringt die Menschen ins Gespräch miteinander.

Sie ist ein Treffpunkt, für dessen Erhalt die Anwohner und die Initiative Kreuzkirche kämpfen. Sind doch der urbane Garten und die vielen seelsorgerischen und sozialen Aktivitäten erfolgreich gelebtes Gemeinwohl.

Allerdings betragen die Unterhaltungskosten für die Kirche rund 20 000 Euro pro Jahr. Ein Grund, weshalb die Diakonie das denkmalgeschützte Gebäude gern verkaufen würde, wobei der Charakter und die Substanz des Gebäudes erhalten bleiben müssen. Ideen, wie das Gotteshaus, das nach wie vor von Stadtmissionar Paul-Gerhard Sinn für Gottesdienste genutzt wird, den Menschen erhalten bleiben soll, sind gefragt. Antworten gab es einige, doch fehlt das Geld, diese zu verwirklichen. Eine Idee war es, den religiös-christlichen Aspekt zu verlassen und sich auch Anders- oder Nichtgläubigen zu öffnen.

An einem kürzlich anberaumten Informationsabend griff Michael Felstau noch einmal den Gedanken von den kleinen mobilen Wohnmöbeln auf, die man wie auch „Tinyhäuser“ für die unterschiedlichsten Zwecke im Inneren der Kirche installieren könne. Felstau nennt es eine „mobile und temporäre Plug-in-Architektur, bei der beispielsweise die Kirchenbänke auf Rollen befestigt und beiseite geschoben werden können, um eine große vielfach nutzbare Fläche zu schaffen, konkretisiert Felstau, der ein Hostel für einen Lernbetrieb zum Wiedereinstieg in einen Beruf als eins der erstrebenswerten Ziele ansieht.

„Ein offener multifunktionaler Veranstaltungsraum und ein soziales Hotel“ schweben der Initiative vor. „Das bietet ein Alternativkonzept zur zunehmenden Vermarktung des öffentlichen Raums durch Investoren, die zu einer Exklusion (nämlich einem Ausschluss) ökonomisch schwacher Stadtbewohnerinnen und -bewohner führt“, ist die These von Felstau. Er führt weiterhin aus: „Sie entwickelt grundlegende Aspekte inklusiver, nicht auf einzelne Funktionen festgelegter öffentlicher Flächen und stellt konsumfreie Partizipationsmöglichkeiten dar.“

Andererseits sieht Felstau in der Multifunktionalität auch Möglichkeiten, die Fläche so zu nutzen, dass Einnahmen für die Kirche geschaffen werden könnten, was die hohen Unterhaltungskosten senken könnte. „Die Schule für soziale Kunst in Witten hat schon Interesse bekundet, die Kirche für ihre Zwecke zu nutzen.“

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