Großeinsatz Millionen-Betrug mit Corona-Tests: Auch Razzien in Wuppertal

Wuppertal · Sie haben Testzentren erfunden und damit Millionen gemacht - Razzien gegen Corona-Betrüger führten die Ermittler am Dienstag auch nach Wuppertal.

 Auch in Wuppertal fanden am Dienstag Razzien gegen mutmaßliche Corona-Betrüger statt.

Auch in Wuppertal fanden am Dienstag Razzien gegen mutmaßliche Corona-Betrüger statt.

Foto: dpa/Boris Roessler

Am Dienstag fanden im mehreren deutschen Städten und in Italien Razzien gegen eine Betrüger-Bande statt, die mit fiktiven Abrechnungen für Corona-Tests mehr als 16 Millionen Euro ergaunert haben soll. Im Rahmen der von Köln aus geführten Ermittlungen wurden auch Räumlichkeiten in Wuppertal durchsucht.

Insgesamt kam es am Dienstag zu vier Festnahmen. Die vier Männer, bei denen Haftbefehle vollstreckt worden seien, seien die mutmaßlichen Organisatoren der Bande und zwischen 31 und 46 Jahre alt. Alle hätten ihren Hauptwohnsitz in Köln. Der „mutmaßliche Hauptdrahtzieher“ sei auf Sizilien festgenommen worden, heißt es von Seiten der Kölner Staatsanwaltschaft.

Die Verdächtigen sollen ein Schreiben der Stadt Köln zur Bescheinigung eines Testzentrums bei der Kassenärztlichen Vereinigung (KV) Nordrhein verfälscht haben. Dabei sei eine real existierende Teststellen-Nummer eingefügt worden. Woher die mutmaßlichen Täter sie hatten, ist noch unklar. Allerdings sei eine solche Nummer etwa auf Mitteilungen zu Testergebnissen zu finden, erläuterte der Kölner Kriminaldirektor Michael Esser.

Erschreckendes Vorgehen der Betrüger

Mit dem gefälschten Schreiben soll es möglich gewesen sein, einen Zugang zum Portal der KV zu bekommen, um Tests abzurechnen. Für die erwartete Post von der KV seien dann Menschen angeworben worden, die ihre Briefkästen zur Verfügung gestellt hätten. Insgesamt seien auf diese Weise im Kölner Stadtgebiet neun vermeintliche Testzentren entstanden, dazu noch eins in Langenfeld. Existiert hätten sie aber nie. Auch sei kein einziger Test gemacht worden.

„Erschreckend“ nannte Esser die Vorgänge, die er als Beispiel anführte. Für einen nicht existierenden Pflegedienst hätten die Verdächtigen zum Beispiel für den Februar 2022 mehr als 185 000 angebliche Antigen-Tests eingereicht. „Das wären 4,6 Tests pro Minute gewesen“, sagte Esser. Zugleich betonte er, dass es bislang keinerlei Anhaltspunkte gebe, dass jemand seine Pflichten verletzt habe.

Von rund 21,5 Millionen beantragten Geldern wurden nach Angaben der Ermittler rund 16,6 Millionen tatsächlich ausgezahlt. Mehr als sechs Millionen seien bereits beschlagnahmt worden. Es fehle damit aber weiterhin eine Millionensumme. In Gang gekommen waren die Ermittlungen durch mehrere Geldwäsche-Verdachtsanzeigen von Banken. Ein Millionenbetrag sei auf verschiedenen Konten hin und her geschoben worden. Der Haftbefehl geht von einem Tatzeitraum von Juni 2021 und Mai 2022 aus.

Durchsucht wurden am Dienstag Räumlichkeiten in Köln, Bergisch Gladbach, Hürth, Siegburg, Langenfeld, Wuppertal und Palermo. Der Hauptverdächtige sei am vergangenen Wochenende allerdings kurzfristig nach Sizilien gereist - aus einem familiären Grund. Eine eigentlich angedachte Rückkehr habe dann nicht stattgefunden. Daher beantragten die Kölner Ermittler einen europäischen Haftbefehl, mit dem er auf Sizilien aufgegriffen wurde.

(mr/dpa)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort