Buchhandel Kozinowski berät seit 30 Jahren mit Herzblut

Wuppertal · Inhaber der Buchhandlung Mackensen will, dass auch seine Mitarbeiter für Bücher brennen.

 Michael Kozinowski feierte am Samstag im Kreis seiner Wegbegleiter sein 30-jähriges Jubiläum, hier umringt von Mitarbeiterinnen.

Michael Kozinowski feierte am Samstag im Kreis seiner Wegbegleiter sein 30-jähriges Jubiläum, hier umringt von Mitarbeiterinnen.

Foto: Jonas Kozinowski

Verrückt nach Büchern und auch mit 63 Jahren voller Ideen: Michael Kozinowski feiert gerade, dass er vor 30 Jahren die Buchhandlung Mackensen übernommen hat. „Der Laden gehört mir jetzt zwei Monate länger, als ihn Mackensen hatte“, erklärt er stolz. Und trotz E-Books und Computer sei der Umsatz über die Jahre immer gestiegen.

Das liege am Herzblut, mit dem er und alle Mitarbeiterinnen tätig seien, betont Kozinowski. Einen Feierabend kennt er nicht, ebensowenig ein freies Wochenende. Und natürlich liest er in jeder freien Minute. Deshalb musste er damals nicht lange überlegen, als er im Börsenblatt des Deutschen Buchhandels die Anzeige entdeckte, dass Mackensen einen Nachfolger suchte. Kozinowski hatte in der Buchhandlung seine Ausbildung gemacht, anschließend aber in der Verwaltung der evangelischen Kirche gearbeitet. Zum 1.1.1990 übernahm Kozinowski die Buchhandlung, erst an der Friedrich-Ebert-Straße 10, ab 1998 dann am Laurentiusplatz.

Anfangs machte Fachliteratur aus dem Bereich Wirtschaft/Recht 70 Prozent des Umsatzes aus. Im Laufe der Jahre wuchs dieser Bereich jedoch langsamer als das „Bargeschäft“. Heute verteilt sich der Umsatz gleichmäßig auf beide Bereiche. Das Erfolgsrezept: „Ich habe mich allen Moden verweigert“, sagt Kozinowski. Er habe weder Spielsachen noch Malbücher für Erwachsene im Angebot; stattdessen viel hochwertige Literatur. Keine Buchhandlung in NRW verkaufe mehr Insel-Bücher als er, keine mehr Erlbruch-Kalender. Nur zwei schlechte habe es in 30 Jahren gegeben: Als der Euro eingeführt wurde und im Jahr des großen Terroranschlags auf die USA 2001 kauften die Wuppertaler weniger Bücher. Ansonsten ging es immer bergauf.

Verändert habe sich über die Jahre die Beratung. „Früher hatten wir das Herrschaftswissen, was wann erscheint“, erinnert sich der Buchhändler. Heute seien die Kunden häufig gut informiert durch Blogs und Internetrecherche. „Wir können jedoch oft besser einschätzen, was substanziell ist“, gibt Kozinowski zu bedenken. „Deshalb haben wir ein großes Vertrauen bei unseren Kunden.“ Die Verkäufer können gut abschätzen, welches Buch welchem Kunden gefällt. Aus dem gleichen Grund hat der Chef jedoch Schwierigkeiten, geeignete Fachkräfte zu finden: Eine Ausbildung als Buchhändler alleine reicht ihm nicht. „Die Leute müssen dafür brennen.“

Der Enthusiasmus spiegelt sich auch in zahlreichen Lesungen und Sonderveranstaltungen wider. Bis zu viermal im Monat gab es zuletzt Aktionen bei Mackensen, ständig fragen Kooperationspartner an. Fast alle waren bisher voll besetzt. Für die Zukunft macht sich Kozinowski wenig Sorgen – viele Jugendliche kommen alleine auf der Suche nach der Lieblingsserie, viele Eltern mit Kinderwagen. Ein paar Jahre möchte der 63-Jährige noch weitermachen. Ein Nachfolger ist bisher nicht in Sicht: „Es gibt nicht mehr viele Menschen, die so arbeiten wollen wie ich.“ tah

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