Michael Feindler – ohne Plan B auf die Bühne

Der 20-jähriger Wuppertaler will Profi-Kabarettist werden. Heute zeigt er sein erstes Solo-Programm im Rex-Theater.

Wuppertal. Das Ziel steht fest: Michael Feindler möchte hauptberuflicher Kabarettist werden. "Ein Plan B kostet nur unnötig Energie." Also konzentriert sich der Wuppertaler ganz auf seine zukünftige Karriere. Er schreibt Gedichte, fährt zu Poetry Slams - und studiert ab Oktober in Berlin Philosophie und Politikwissenschaften. Selbstbewusst und gleichzeitig bescheiden tritt er auf, durchdrungen von seiner Passion, und erklärt: "In Berlin sehe ich die Möglichkeit, Kontakte zu knüpfen und aufzutreten." Bevor es in die Hauptstadt geht, steht er allerdings heute in Wuppertal mit seinem ersten Soloprogramm auf der Bühne des Rex-Theaters (siehe Kasten).

Blut geleckt hat der Sohn des Gymnasiallehrers Matthias Feindler in der Kabarettgruppe "Notbremse" des St. Anna-Gymnasiums, der er seit ihrer Gründung 2004 angehört. Bei einer Schülerakademie in Hilden lernte er dann Poetry Slams kennen und war begeistert von dieser Form, Lyrik öffentlich vorzutragen. "Das ist eine gute Schule fürs Leben." Schon vorher hatte er Gedichte geschrieben, auch mal in der Schülerzeitung veröffentlicht. Seit zweieinhalb Jahren jedoch reist der 20-Jährige quer durch die Republik, um fast jede Woche in einer anderen Stadt seine Werke vorzustellen. "Das gibt einem unheimlich schnell die Möglichkeit, aufzutreten."

So las er bei der Dichterschlacht in Darmstadt schon vor 900 Leuten und beim U 20-Finale im Berliner Admiralspalast gar vor 1200 Zuhörern. "Da war die Location schon der Hammer." Obwohl bei Poetry Slams jeder spontan auftreten kann, trifft Feindler regelmäßig die gleichen Leute, die wie er von Auftritt zu Auftritt fahren. Erste Erfolge stellten auf dem Dichterparkett: Bei den deutschsprachigen Poetry-Slam-Meisterschaften 2007 schaffte es der Elberfelder ins Finale, 2008 errang er den Karl-Marx-Poesie-Preis der Stadt Trier. Auch einen ersten Gedichtband "Rufe aus dem Publikum" veröffentlichte er im März beim Verlag Lektora.

Angesichts dessen wundert es nicht, dass Feindlers erstes Bühnenprogramm nicht reimfrei daherkommt. "Das ist kein Kabarett im klassischen Sinne, eher erzähle ich in Reimform", sagt Feindler und wirkt dabei kaum nervös, sondern eher gespannt. Witzige Gedichte im Stile von Wilhelm Busch oder Eugen Roth sollen sich mit ernsten Themen abwechseln. "Die Zuschauer müssen nicht unbedingt lachen", erklärt er den Unterschied zur Comedy. Dazwischen singt Feindler, der sowohl Gitarren- als auch Gesangsunterricht absolvierte, selbst komponierte Lieder zur Gitarre.

An seiner Bühnenwirkung hat er am vorvergangenen Wochenende noch mit einem befreundeten Regisseur in Weimar gefeilt. Nach diesem wichtigen Etappenziel auf dem Weg zur Bühnenkarriere nimmt sich Feindler eine Auszeit. Zwischen Zivildienst in einem Nevigeser Hort und dem Studium arbeitet er zwei Monate lang in einem Hostel in Irland, um neue Eindrücke zu sammeln. "Ich wollte nicht von Schulbank zu Schulbank."

Im September organisiert er außerdem mit einem Freund ein Schülerkabarettfestival "Zungenspitzer" in Bad Oeynhausen bei Bielefeld. Und dann geht’s nach Berlin - wo er endgültig gelingen soll, der Sprung in die Profi-Bühnenlaufbahn.

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