Mein erstes Mal (11): American Football

Peer Kuni wagte sich ins Training der Wuppertal Greyhounds. Wenn es an der Statur fehlt, dann zählt Geschwindigkeit

Peer Kuni in voller Montur, im Hintergrund die Footballer der Wuppertaler Greyhounds.

Peer Kuni in voller Montur, im Hintergrund die Footballer der Wuppertaler Greyhounds.

Foto: Fries, Stefan (fr)

Wuppertal. Montagmorgen, 8.30 Uhr. Mit gerade einmal vier Kommilitonen sitze ich in meinem Seminar in der Uni. Normalerweise sind wir weit über 30. Der Dozent kommt rein und reibt sich verwundert die Augen. Denn es ist die letzte Stunde vor der Klausur und da sind eigentlich immer alle da. Heute nicht. „Wo bleibt denn der Rest?“ fragt er verblüfft. „Die schlafen alle noch, denn diese Nacht war der Super Bowl.“

Der Super Bowl ist das Finale der nordamerikanischen Profi-Football-Liga. Mit zirka einer Milliarde Zuschauern ist es das größte Sportevent der Welt. Auch in Deutschland wird der Sport immer beliebter. Um selber mal zu spielen, absolviere ich ein Probetraining bei den Wuppertal Greyhounds.

Mit 73 Kilo bei knapp 1,80 Meter habe ich zwar keine typischen Footballer-Maße, doch Trainer Achim Otto sagt: „Bezogen auf deine Statur, würde ich dich gerne als Receiver sehen.“

Ein Receiver soll im Angriff eine vorher festgelegte Route rennen und sich so freilaufen. Kann er seine Gegner abschütteln, spielt ihn der Quaterback an. Der Receiver versucht, soweit wie möglich Richtung gegnerische Endzone zu laufen und im besten Falle einen Touchdown zu erzielen. Otto: „In der Verteidigung versuchst du die gegnerischen Receiver genau daran zu hindern.“

Was sich in der Theorie so einfach anhört, ist ganz schön schwer umzusetzen. Zum Warmmachen wirft mir Otto ein paar Bälle zu. Zuerst über eine kurze, dann über längere Distanzen. „Für die richtige Fangtechnik bildest du mit deinen Händen ein Dreieck. Du musst den Ball aktiv fangen. Das heißt mit den Armen dem Ball entgegen gehen und ihn dann zu dir ran ziehen.“

Das ist auf die Weite nicht einfach: Ich muss die Flugkurve einschätzen, den Wind beachten, immer wissen, wo ich mich auf dem Spielfeld befinde und wo meine Gegenspieler sind.

Dann steige ich ins Mannschaftstraining ein. Meine Aufgabe: in einem Eins-gegen-Eins-Duell meinen Gegenspieler ins Leere laufen zu lassen und den Pass des Quaterbacks zu fangen. Otto: „Die Quaterbacks in den USA können den Football auf weit über 100 Kilometer pro Stunde beschleunigen.“

Ganz so schnell werfen die beiden Greyhound-Quaterbacks Philipp Czampiel und Kevin Schmidlin nicht, aber sehr präzise. Ich kann drei von fünf Bällen fangen. Otto: „Also für das erste Mal stellst du dich gar nicht so schlecht an.“

Beim Trainings-Abschlussspiel geht es dann ordentlich zur Sache. Ich gucke von draußen zu, wie die 100-Kilo-Kolosse des Angriffs und der Verteidigung aufeinander prallen. „Wir wollen beim ersten Training auch nicht übertreiben“, hatte Otto gesagt. „Sonst müssen wir noch den Krankenwagen rufen.“

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