Bergischer Bienenfrühling Mehr Insekten braucht die Stadt

Wuppertal · Das Solinger Tageblatt und die Westdeutsche Zeitung kooperieren für mehr Leben in der Luft. Dazu brauchen wir die Hilfe unserer Leser.

 Eine Biene voller Blütenpollen ist im Anflug auf einen Krokus.

Eine Biene voller Blütenpollen ist im Anflug auf einen Krokus.

Foto: dpa/Patrick Pleul

Es wird Frühling und die Luft bleibt leer. Die Temperaturen steigen, und nichts schwirrt dem Gast des Straßencafés um den Kopf herum. Keine Fliege schnorrt vom Kuchen, keine Mücke bittet unhöflich um Blut. Die Zeiten ändern sich. Für Insekten scheinen sie immer schlechter zu werden. Dagegen ist noch kein Kraut gewachsen. Aber es könnte, wenn es dafür genügend Fläche gäbe und Menschen, die sich regelmäßig um diese Flächen kümmern. Auf diese Notwendigkeit wollen das Solinger Tageblatt und die Westdeutsche Zeitung in den nächsten Wochen deutlich hinweisen.

In verschiedenen Artikeln geht es um Imker, es geht um Honig und dessen Herstellung. Es geht nicht nur darum, was sich aus Bienenwachs alles herstellen lässt. Biologen kommen zu Wort, die Stadtverwaltungen berichten, was sie für die Insekten im Bergischen Land tun können. Und schließlich ist auch jeder einzelne gefragt, nach seinen Möglichkeiten etwas für die Insekten zu tun.

Wie ernst die Lage auch in den Städten Nordrhein-Westfalens nicht nur für Bienen, sondern für viele Insekten ist, zeigt die Tagung von Leitern aller Gartenämter in NRW am vergangenen Donnerstag in Düsseldorf. Dort wurde nach Angaben von Annette Berendes unter anderem erörtert, was Städte gegen das Insektensterben tun können. Berendes leitet das Ressort Grünflächen und Forsten im Barmer Rathaus. In ihrem Arbeitsalltag ist schon lange alles Thema, was fleucht. Nicht zuletzt dem Engagement von Annette Berendes ist es zu verdanken, dass die Zahl der Imker in Wuppertal in den vergangenen Jahren stetig gestiegen ist. „Die Honigbiene ist ein Haustier“, erklärt sie.

Damit geht es ihr, wenn sie von Faulbrut und Varroa-Milbe verschont bleibt, deutlich besser als den Wildbienen. Sie benötigen Sandboden, um nisten zu können. Wo viel asphaltiert ist, wo Grünflächen bepflanzt oder bewirtschaftet werden, hat die Wildbiene es schwer. „Ihr hilft auch kein Insektenhotel“, erklärt Berendes.

Um für die Insekten etwas zu tun, setzt beispielsweise Wuppertal auf sein sogenanntes Straßenbegleitgrün. Dass sind die schmalen Streifen am Straßenrand. Auf heute 42 000 Quadratmetern entlang der Straßen wächst Rasen, der maximal zweimal im Jahr gemäht wird. Auf diese Weise naturbelassen, bilden diese Flächen insektenfreundliche Lebensräume. Mehr als 100 000 Quadratmeter Rabatte werden von der Stadt noch intensiv gepflegt, taugen also weniger für Insekten.

Auch in Solingen macht sich die Verwaltung intensiv Gedanken darüber, wie Urbanität und Fauna besser in Einklang gebracht werden könnten. Die Technischen Betriebe der Stadt geben im Frühjahr Samen für Schmetterlings- und Wildbienenwiesen am Straßenrand aus. „Damit wird das Thema Insektenschutz öffentlichkeitswirksam behandelt“, erklärt Stadt-Sprecherin Birgit Wenning.

Außerdem kursieren in der Nachbarstadt Überlegungen, den bergisch oft schweren, lehmigen Boden gegen solchen auszutauschen, auf dem insektenfreundliche Blumen wachsen können. Doch das ist mit immensen Kosten verbunden und deshalb vermutlich kaum umsetzbar, zumal auch der neue Boden nach einigen Jahren wieder aufbereitet werden müsste.

Auch wenn sie für Wildbienen nicht taugen, wirbt Annette Berendes für mehr Insektenhotels in der Stadt. „Allerdings nicht auf öffentlichen Flächen“, sagt die Leiterin des Ressorts Grünflächen und Forsten. „Dort werden sie zu schnell zerstört. Aber für Schulen und Kindergärten sind sie geeignet, zumal sich die Tiere sehr gut beobachten lassen.“

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