Mehr als 50.000 Menschen in Wuppertal sind arm

Wuppertal schneidet im Bundesvergleich schlecht ab. Kinder sind das Armutsrisiko Nummer eins.

Wuppertal. Etwa 50000 Menschen in Wuppertal leben in Armut. Von den aktuell 355000 Einwohnern der Stadt beziehen 44.000 Menschen Hartz-IV und leben damit an der Armutsschwelle. Hinzu kommen weitere zirka 6000 Wuppertaler, die auf die ehemalige Sozialhilfe (Leistungen nach Sozialgesetzbuch 12) angewiesen sind.

Vermutlich liegt die Dunkelziffer der Betroffenen aber noch höher: Geringverdiener, die arbeiten gehen und trotzdem unter dem Hartz-IV-Satz liegen und Rentner, die mit ihrem Einkommen ebenfalls unter der Armutgrenze liegen, aber keine aufstockenden Leistungen beim Sozialamt beantragen, sind bei diesen Zahlen nämlich nicht miteingerechnet. (Hartz-IV-Satz und Armutsdefinition siehe Kasten rechts) "Zu den 50.000 Betroffenen kommen sicherlich noch einige Menschen dazu", vermutet auch Sozialdezernent Stefan Kühn.

Traurig aber wahr: Kinder sind das Armutsrisiko Nummer eins, auch Migranten sind besonders betroffen. "Das Armutsrisiko bei Familien mit Kindern ist doppelt so hoch wie bei der Gesamtbevölkerung", sagt Sozialdezernent Kühn. In Zahlen gesprochen bedeutet das für Wuppertal: Jedes vierte Kind wächst in einer Hartz-IV-Familie auf. Da Arbeitslosigkeit die Kernursache für Armut ist, betrifft das Thema außerdem besonders viele Ausländer in der Stadt: Bei ihnen lag die Arbeitslolsenquote im März 2008 bei etwa 22 Prozent, insgesamt betrug die Quote im Vergleich dazu "nur" rund zwölf Prozent.

Wo leben die meisten armen Wuppertaler? "Das Armutsband geht mitten durch die Stadt", sagt Kühn. So sei die gesamte Talachse mit Unterbarmen, Wichlinghausen und darüber hinaus der Bereich Rehsiepen in Ronsdorf und die Höhen in Vohwinkel besonders betroffen. Das Ergebnis ist wenig überraschend, leben doch entlang der Talachse auch die meisten Menschen ohne Arbeit.

Eine zusätzliche Entwicklung beobachtet die Stadt mit Besorgnis:Wie auch im bundesweiten Vergleich hat die Zahl derjenigen, die trotz Arbeit mit sehr wenig Geld auskommen müssen, laut Kühn "erkennbar zugenommen".

Im Vergleich zur bundesweiten Armutssituation schneidet Wuppertal übrigens etwas schlechter ab: Laut neuem Armutsbericht, den die Bundesregierung jetzt veröffentlicht hat, sind 13 Prozent der Deutschen arm. "Für die Stadt Wuppertal ist das natürlich ein Grund zur Sorge" kommentiert Kühn. "Auch Wuppertal profitiert vom Aufschwung - aber leider nur unterdurchschnittlich."

Die Möglichkeiten der Kommune, auf diese Entwicklung zu reagieren, ist begrenzt, da Kernursache die Arbeitslosigkeit ist. Über die Wirtschaftsförderung und die Arge-Beschäftigungsförderung versucht die Stadt dennoch, Einfluss zu nehmen. Auch der Ausbau der Kinderbetreuung sei wichtig, "damit die Eltern eine Chance haben, aus der Armut rauszukommen" so Kühn.

Übrigens: Die Kinder von Hartz-IV-Empfängern müssen für Kitas und Ganztagsschulen keine Gebühren bezahlen. Außerdem profitieren sie über den Wuppertal-Pass von ermäßigten Eintrittpreisen.

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