Analyse Mehr als 12 000 Kitaplätze in Wuppertal reichen noch nicht

Wuppertal · Der Bedarf nach Kinderbetreuung wächst weiter, der Bau neuer Einrichtungen holt den Rückstand nicht auf.

 Das Thema Kinderbetreuung wird die Stadt weiter beschäftigen.

Das Thema Kinderbetreuung wird die Stadt weiter beschäftigen.

Foto: dpa/Monika Skolimowska

„Die Zahl der Kinder wächst schneller, als wir bauen können“, stellt Sozialdezernent Stefan Kühn erneut fest, da er in diesen Tagen die Planung für das Kitajahr 2019/2020 an das Land melden muss. Danach beantragt die Stadt zum Stichtag 1. August 2019 insgesamt den Finanzierungsanteil für 12 190 Kita-und Tagespflegeplätze. Aber es werden voraussichtlich auch wieder rund 1000 Plätze fehlen.

Das Budget beantragt die Stadt für 207 Kindertageseinrichtungen. Im vergangenen Jahr haben acht Kitas neu eröffnet: an der Kleestraße, an der Rudolfstraße, an der Staubenthaler Straße, Wichlinghauser Straße, Gräfrather Straße, Wittener Straße, eine Waldkita und der Kulturkindergarten an der Nordbahntrasse, zudem wurde die Kita an der Samoastraße erweitert. Nicht alle können sofort alle Plätze vergeben, unter anderem wegen Personalmangels.

Bei den Kindern unter drei Jahren wird ein wachsender Anteil bei Tagesmüttern oder Tagesvätern betreut. Aktuell gibt es 1320 Betreuungsplätze in der Tagespflege, diese Zahl wird sich nach den Erwartungen der Stadt, die weiß, wie viele Interessierte die entsprechenden Kurse zur Tagespflege belegen, bis zum Sommer auf 1500 ausweiten.

Für die rund 10 000 Kinder über drei, die hauptsächlich Kitas besuchen, stehen laut Budgetplanung 9728 Plätze zur Verfügung. Damit liegt die Quote bei 97,3 Prozent, etwas niedriger als im vergangenen Jahr. Um auf 100 Prozent zu kommen, fehlen rund 270 Plätze.

Stadt strebt Versorgungsquote von 50 Prozent bei U3-Plätzen an

Für die 10 638 Kinder von null bis drei Jahren stehen laut Budgetplanung im kommenden Kitajahr 2462 Kita-Plätze und 1500 Tagespflegeplätze zur Verfügung. Das bedeutet eine Versorgungsquote von 37,2 Prozent für alle Kinder von null bis drei – mehr als im vergangenen Jahr (34,4 Prozent) aber immer noch zu wenig. Denn immer mehr Eltern von Kindern dieses Alters wünschen eine Betreuung. Daher strebt die Stadt eine Quote von 50 Prozent an.

Die Versorgung ist nicht in allen Stadtteilen gleich gut: Cronenberg erreicht nach der Planung im kommenden Jahr 106 Prozent für über Dreijährige, 52 Prozent für die Kinder unter drei. In Uellendahl-Katernberg gibt es für 98 Prozent der Kinder über drei Jahre Betreuungsplätze und für 51 Prozent der Kinder unter drei Jahre. Wesentlich schlechter ist die Versorgung in Ronsdorf: 84 Prozent bei Ü3-Plätzen, 36 Prozent bei U3. Schlusslicht ist Heckinghausen mit 85 Prozent bei Ü3-Plätzen und nur 20 Prozent U3-Plätzen – auch wenn dort zum Beispiel im vergangenen Jahr erst die Kita Kleestraße eröffnet wurde.

Das erklärt sich aus den seit einigen Jahren steigenden Kinderzahlen. Die Anzahl der Kinder von null bis sechs Jahren ist in den vergangenen fünf Jahren von 17 600 auf 20 600 gestiegen – ein Wachstum um 3000 oder 17 Prozent. Im gleichen Zeitraum wuchs die Zahl der Kitaplätze von 10 065 auf 12 190 – ein Plus von 21 Prozent, aber mit 1525 Plätzen zu wenig, um den Zuwachs auszugleichen. Die Bilanz verbessert sich durch eine große Steigerung der Tagespflegeplätze. Deren Anzahl stieg in fünf Jahren von 650 auf 1500 – eine Steigerung um das Zweieinhalbfache. Dennoch werden die Plätze weiterhin nicht reichen. Sozialdezernent Stefan Kühn spricht oft davon, dass es ihm beim Betreuungsausbau ergeht wie dem Hasen in der Geschichte Hase und Igel.

Darüber hinaus müssen nicht nur weiter neue Kitas gebaut werden, es wird auch dringend Personal gebraucht. Um den Beruf attraktiver zu machen, müsse es bei der Ausbildung „zu deutlichen Veränderungen kommen“, betont Kühn. Bisher besuchen angehende Erzieherinnen und Erzieher Schulen und verdienen nichts. Attraktiver sei das Modell der „praxisintegrierten Ausbildung“ (Pia), bei der die Auszubildenden wie in anderen Berufen des dualen Systems für Lohn arbeiten und gleichzeitig ein Berufskolleg besuchen. „Dafür werben wir“, sagt Kühn.

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